Gerald Tessmer, Referent für Umweltberichterstattung im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz des Landes NRW, war am 25. April 2019 an der Hochschule Bochum zu Gast, um den Umweltbericht NRW 2016 vorzustellen.
„Das für den Umweltschutz zuständige Mitglied der Landesregierung veröffentlicht regelmäßig im Abstand von nicht mehr als 4 Jahren einen Bericht über den Zustand der Umwelt“, so § 4 des Umweltinformationsgesetzes NRW. Der letzte Umweltbericht wurde im Dezember 2016 veröffentlicht, der Umweltbericht NRW 2020 ist bereits in Arbeit. Gerald Tessmer war zu Gast in der Vorlesung „Ansätze und Methoden der Nachhaltigkeitswissenschaft“ unter der Leitung von Herrn Professor Semih Severengiz und hat den Studierenden des Masterstudiengangs „Angewandte Nachhaltigkeit“ die Umweltberichterstattung des Landes näher gebracht.
Aufhänger des Ende 2016 veröffentlichten Berichts ist neben dem Essay „Neueste Klimaszenarien für NRW im Jahr 2050“ ein Essay zum Ökologischen Fußabdruck, hinterlegt mit einer Studie des Global Footprint Networks unter der Leitung von Mathis Wackernagel, Ph.D. Erstmals wurde der Ökologische Fußabdruck des Landes erhoben und mit dem anderer Länder verglichen. Der Ökologische Fußabdruck ist eine international anerkannte Art der Ressourcenbuchhaltung. Dabei wird einerseits die Biokapazität eines Landes in Form von vom Menschen nutzbaren Flächen wie Wald, Ackerland usw. abgebildet. Andererseits wird mit dem „Footprint“ die tatsächlich genutzte Fläche durch unseren Konsum abgebildet – samt CO2-Footprint und unter Berücksichtigung von Importen/Exporten. Das Ergebnis im Umweltbericht zeigt: Würden alle 7 Milliarden Menschen weltweit den NRW-Lifestyle mit seinem Ressourcenverbrauch und Energiemix führen, bräuchte man dauerhaft etwa 3,3 Erden.
Teil II des Berichts (Umweltzustand), dessen Rückgrat rund 30 Umweltindikatoren sind, informiert über die Umweltqualität und vorhandene Umweltbelastungen unter den Überschriften „Klima, Energie, Effizienz“, „Umwelt und Gesundheit“, „Abfall, Boden, Wasser“, „Natur, Ländliche Räume“. Herr Tessmer machte dabei deutlich, dass 48 % der Landesfläche NRWs landwirtschaftlich genutzt wird und die Massentierhaltung, die Überdüngung und der Pestizideinsatz einen großen Anteil am schlechten chemischen Zustand der Grundwasserkörper und am negativen Trend bei den Indikatoren Artenvielfalt und Landschaftsqualität haben.
Problematisch erschien der Verbreitungsgrad und der Zugang zum Umweltbericht, der in einer bereits vergriffenen Auflage von 3.000 Exemplaren gedruckt und unter www.umweltbericht.nrw.de sowie unter www.umwelt.nrw.de/english (englische Kurzversion) abrufbar ist. Das Umweltministerium arbeitet diesbezüglich an Verbesserungen, sodass der Bericht künftig mehr Interessierte erreichen dürfte, z. B. durch einen Relaunch des Umweltportals unter www.umweltportal.nrw.de.
Für das Highlight des Umweltberichts NRW 2020 arbeitet Gerald Tessmer zusammen mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) an einer Studie zu den Planetary Boundaries. Es soll versucht werden, dieses renommierte Konzept mit neun essenziellen Sektoren (u. a. Biodiversitätsverlust, Klimawandel, Stickstoffkreislauf, Landnutzungswandel) von Professor Johan Rockström et al. (Direktor des PIK) auf die Landesebene NRW zu „übersetzen“.
Im Namen aller Studierenden des Masterstudiengangs „Angewandte Nachhaltigkeit“ danke ich Gerald Tessmer für seinen interessanten Vortrag und die anschließende Diskussion. Ebenso sei Professor Semih Severengiz für die Einbettung des Vortrags in die Veranstaltung „Ansätze und Methoden der Nachhaltigkeitswissenschaft“ gedankt.