Von Joshua Kampmann
Anfang Mai stand Bochum im Zeichen globaler Gerechtigkeit, nachhaltiger Entwicklung und gesellschaftlicher Transformation: Die Spring School „Justice and Sustainability for Unified Societies“ vom 5. bis 9. 05. 2025 versammelte rund 40 internationale Teilnehmende, darunter Studierende und Lehrende aus Belgien, Finnland, den Niederlanden sowie aus mehreren Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. Erstmalig wurde die Spring School gemeinsam von der Hochschule Bochum und der Evangelischen Hochschule Bochum (EvH Bochum) organisiert – im Rahmen des Hochschulnetzwerks NRW. Gefördert wurde die Veranstaltung durch Erasmus+ sowie das Transferprojekt THALESruhr der Hochschule Bochum im Rahmen der Bund-Länder Initiative Innovative Hochschule.
Ziel der Spring School war es, das Zusammenspiel von ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt aus interdisziplinärer Perspektive zu beleuchten. In vielen Teilen der Welt sind die ökologischen Belastungsgrenzen längst überschritten – gleichzeitig leben Millionen Menschen weiterhin unter prekären Bedingungen. Diese globale Ungleichverteilung war zentraler Ausgangspunkt der intensiven Auseinandersetzung während der Spring School.
Auch innerhalb wohlhabender Länder wie Deutschland stellt sich die Frage, wie die Lasten der sozial-ökologischen Transformation fair verteilt werden können. In einem Impulsbeitrag machte Prof. Dr. Mi-Yong Becker, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit, Transfer und Entrepreneurship der Hochschule Bochum, deutlich: „Während einkommensstarke Haushalte besser in der Lage sind, in energieeffiziente Gebäude, Photovoltaikanlagen oder emissionsärmere Mobilität zu investieren, treffen steigende Energiepreise, CO₂-Abgaben oder höhere Mobilitätskosten einkommensschwache Haushalte überproportional stark. [...] Ohne gezielte soziale Ausgleichsmechanismen droht die ökologische Transformation bestehende Ungleichheiten nicht nur zu verfestigen, sondern weiter zu verschärfen.“
Fünf Tage lang arbeiteten die Teilnehmenden in interdisziplinären Teams an Fragestellungen rund um Energiegerechtigkeit, Jugendbeteiligung, gerechte Wohlstandsverteilung und gesellschaftliche Resilienz. Das didaktische Konzept der Spring School setzte dabei bewusst auf Austausch und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachrichtungen – von Wirtschaftswissenschaften über Soziale Arbeit und Theologie bis hin zu Ingenieurwissenschaften. „Dabei kamen Akteure aus den Wirtschaftswissenschaften, der Sozialen Arbeit, der Theologie und auch den Ingenieurwissenschaften zusammen – die erste Spring School war also ein erfolgreiches Experiment für interdisziplinäres Lernen im Hochschulnetzwerk NRW“, so Chris Lafleur-Klän vom International Office der EvH Bochum. In den abschließenden Präsentationen zeigten die Gruppen, wie tiefgreifend sie sich mit ihren Themen auseinandergesetzt hatten und welche konkreten Lösungsvorschläge sie auf Grundlage ihrer unterschiedlichen fachlichen Perspektiven erarbeitet hatten.
Die Hochschule Bochum brachte im Rahmen der Spring School ihr Transferprojekt THALESruhr ein, das als Teil der Bund-Länder Initiative Innovative Hochschule darauf abzielt, Nachhaltigkeitstransformationen im Ruhrgebiet durch transdisziplinäre Kooperationen und praxisnahe Formate zu unterstützen. Dabei stehen Teilhabe und soziale Gerechtigkeit im Mittelpunkt – Werte, die auch das Programm der Spring School durchzogen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Förderung des internationalen und persönlichen Austauschs. Die Teilnehmenden hatten Gelegenheit, Bochum aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen – unter anderem bei einem Besuch des Deutschen Bergbaumuseums sowie bei einer Veranstaltung mit dem VfL Bochum, der sein Engagement im Bereich Nachhaltigkeit vorstellte. Auch die GLS Bank brachte ihre gesellschaftspolitische Perspektive in die Diskussionen ein. Der informelle Austausch, das gemeinsame Lernen und die interkulturelle Begegnung prägten die Woche ebenso wie die fachlichen Diskussionen. „Der vielleicht größte Gewinn war jedoch nicht allein die fachliche Tiefe – sondern der zwischenmenschliche Austausch“, so Chris Lafleur-Klän. Trotz mancher Herausforderung in der Gruppenarbeit war die Atmosphäre geprägt von Offenheit, Respekt und gegenseitiger Wertschätzung – am Ende stand ein einhelliges Fazit: „Das Beste waren die tollen Menschen, die wir in dieser Woche kennenlernen durften.“
Die Hochschule Bochum sieht in der Spring School ein gelungenes Beispiel dafür, wie Hochschulen Räume schaffen können, in denen Studierende und Lehrende gemeinsam an Lösungen für die komplexen Herausforderungen unserer Zeit arbeiten – über Fach- und Ländergrenzen hinweg und auf Basis gemeinsamer Werte.