Balanceakt zwischen Hörsaal und Schwimmbecken
08.09.2025 Magazin
Studentin Finja Clausmeyer über Pflege-Studium und Wasserballsport.
„Ich brauche einen Beruf, in dem kein Tag dem anderen gleicht. Der so vielfältig ist, dass ich zur Arbeit komme und nicht exakt weiß, was mich an dem Tag erwartet oder wem ich begegne. In dem ich immer wieder Neues erlebe und erlerne. Das alles hat für mich die Pflege, in der ich Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen unterstütze und auch auf unvorhersehbare Situationen reagieren können muss“, sagt Finja Clausmeyer. Sie studiert an der Hochschule Bochum den Bachelorstudiengang Pflege und ist darüber hinaus erfolgreich als Wasserballerin im Leistungssport aktiv.
„Meine Mutter arbeitet als Zahnmedizinische Fachangestellte und hat immer sehr begeistert von dem Kontakt zu den Patient*innen erzählt, der viele Gesundheitsberufe ausmacht. Ich bin ein neugieriger Mensch, möchte Dinge selbst erkunden und habe daher während meiner Schulzeit ein Praktikum in der Pflege absolviert. Pflege hat für mich alles: vielfältige Aufgaben und Einsatzorte, einen engen Bezug zur Medizin, die mich sehr interessiert und den nahen Kontakt zu den Patient*innen, der den Arbeitstag bunt macht“, sagt Finja Clausmeyer. Die Studentin kommt bereits ins fünfte Semester. „In den ersten Studienjahren haben wir unter anderem medizinische Grundlagen und grundlegende pflegerische Tätigkeiten erlernt. Dazu gehört die Unterstützung beim Waschen, Essen und Trinken ebenso wie die Hilfe beim Aufstehen, Hinsetzen, An- und Auskleiden sowie Lagern im Bett. Auch die Thromboseprophylaxe zählt dazu. Außerdem haben wir umfangreiche Kompetenzen erworben über Besonderheiten bei der Pflege und Betreuung von Schwangeren, Wöchnerinnen, Früh- und Neugeborenen, Säuglingen, Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen im höheren Alter. Und was ich besonders interessant finde: Wir bekommen viel Wissen über verschiedene Erkrankungen und Notfallsituationen vermittelt, von Demenz über Parkinson bis hin zum Schlaganfall oder Herzinfarkt.“
Das Studium ist ein Mix aus Theorie, Training in modernen Skills-Labs und der beruflichen Praxis. Das Spritzenzimmer ist eins der Skills-Labs am Gesundheitscampus. In den praxisnahen Lehrräumen sammeln die Studierenden praktische Lernerfahrungen, die in den Vorlesungen theoretisch vermittelt werden. „Im Spritzenzimmer haben wir Fertigkeiten im Umgang mit Medikamenten erlernt“, erzählt Finja Clausmeyer. Auf dem Campus gibt es zudem voll ausgestattete Stationszimmer, eine Kinderintensivstation und Räume für die Kinderkrankenpflege. „Das Lernen in den Skills-Labs macht einfach Spaß. Die pflegerische Versorgung nach einem operativen Eingriff, etwa das korrekte Anlegen einer Drainage oder die Wundversorgung, trainieren wir an lebensgroßen Pflegepuppen, das Notfallmanagement auch an Patient*innen-Simulatoren, das sind realitätsnahe Puppen, die Körperfunktionen wie hörbare Atemgeräusche abgeben oder Blutdruck und Puls variieren können. Im vergangenen Semester haben wir auch im Austausch mit Simulationspatient*innen das Führen von Beratungsgesprächen geübt.“
Simulationspatient*innen sind geschulte Schauspieler*innen, die im Pflegestudium eingesetzt werden, um Studierenden kommunikative Kompetenzen zu vermitteln. „Geben die Simulationspatient*innen zum Beispiel vor, kürzlich einen Herzinfarkt erlitten zu haben, kann es unsere Aufgabe sein, im Gespräch die von den Ärzt*innen verordnete aktuelle Medikation noch einmal mit ihnen durchzugehen. Es kann aber auch sein, dass sie vorgeben eine Sportlerin oder ein Sportler mit einer Diabeteserkrankung zu sein, der oder dem wir dann im Beratungsgespräch erläutern, wie Insulin gespritzt wird und was beim Training zu beachten ist. Solche Übungen sind eine super Vorbereitung auf die Praxiseinsätze im Studium.“ Neben den Modulen zur Heilkunde, die neu ins Pflegestudium eingebunden sind, ist Finja Clausmeyer besonders interessiert an den Vorlesungen zu emotionaler Kompetenz und ethischen Entscheidungsprozessen. „Weil wir dort auch pflegerische Aufgaben im Kontext des Sterbeprozesses behandeln werden, ich finde es wichtig, auch auf solche Situationen im Studium bereits vorbereitet zu werden.“
Neben ihrem Pflege-Studium ist Finja Clausmeyer erfolgreich als Wasserballerin in der 1. Frauenmannschaft des SV Blau-Weiß Bochum aktiv. „Ich bin seit dem zweiten Lebensjahr im Wasser, als Kind war ich schon eine echte Wasserratte. Wasserball spiele ich jetzt seit 15 Jahren“, erzählt die Leistungssportlerin. Neben dem Element Wasser gefällt ihr besonders, dass Wasserball ein Mannschaftssport ist und der Teamgedanke im Mittelpunkt steht. „Ich bin absolut kein Einzelkämpfer, sondern ein Teamplayer. Das ist auch in der Pflege wichtig.“ In der vergangenen Bundesligasaison ist die 20-Jährige mit der Mannschaft Vizemeister geworden. „Außerdem haben wir als Mannschaft erstmals an einem internationalen Turnier, dem Challenger Cup, teilgenommen und ich war mit der Mannschaft in Italien im Trainingslager.“ Jeden Tag geht Finja Clausmeyer neben dem Studium zum Training. Auch während der praktischen Studienphasen, in denen die Studierenden bei Kooperationspartnern der Hochschule ihre praktische Ausbildung vertiefen. „Ganz gleich ob ich Früh- oder Spätschicht in der Klinik habe, ich versuche immer auf meine Trainingseinheiten zu kommen. Studium und Leistungssport zu verbinden funktioniert für mich über das Setzen von Prioritäten. Freie Trainingszeiten nutze ich fürs Lernen, dafür konzentriere ich mich an Wettkampftagen voll auf den Sport. Ich kann mich an einem Spieltag auch auf nichts Anderes konzentrieren, mit dem Kopf bin ich dann ganz beim Spiel.“
Finja Clausmeyer lebt in Bochum, studiert in Bochum und geht ihrem Sport in Bochum nach. „Besser geht es für mich gar nicht, aber es gibt Tage, vor allem, wenn‘s auf die Prüfungen zugeht, an denen ich ganz schön unter Strom stehe, aber ich möchte weder aufs Studium noch auf den Sport verzichten. Das Studium absolviere ich gerne, es bietet mir eine breite Perspektive und gibt mir die Möglichkeit, den Pflegeberuf auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu erlernen, was mir wichtig ist. Außerdem mag ich die Atmosphäre an der Hochschule, weil ich keine Matrikelnummer bin, die Lehrenden kennen uns dort mit unseren Namen.“ Im Sport motiviert es Finja Clausmeyer, mit der Mannschaft Erfolge zu erzielen. Ein Sieg der Deutschen Meisterschaft und die Teilnahme an den Olympischen Spielen – das hat sie sich für die Zukunft vorgenommen. Was die Spitzensportlerin hingegen im Studium motiviert? „Da motiviert mich, dass ich anschließend eine akademisierte Pflegefachkraft bin, mit einem Bachelor-Abschluss und der Berufszulassung. Damit möchte ich dann in der akutstationären Erwachsenenpflege arbeiten. Auf den Patient*innenkontakt freue ich mich bereits heute.“
Bericht: Daniela Schaefer, Online-Redakteurin
Studiengang Pflege
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