Masterstudiengang Therapiewissenschaften in den Startlöchern

30.06.2025 Magazin

Mit neuem Studiengang die therapeutische Versorgung verbessern.

Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen neue Therapiekonzepte entwickeln, um die therapeutische Versorgung hierzulande weiter zu verbessern – genau das ist das Ziel des Masterstudiengangs Therapiewissenschaften. Der neue Studiengang der Hochschule Bochum bereitet die Studierenden darauf vor, eine interprofessionelle Versorgung anzubieten, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Patient*innen zugeschnitten ist, auf neuesten wissenschaftlichen Studien basiert und digitale Technologien integriert. Aktuell befindet sich der Studiengang in der Akkreditierung, zum Wintersemester 2025/26 soll er starten. 

Im Interview berichten die künftigen Studiengangsleiter Dr. Daniel Belavy (Professor für Physiotherapie) und Dr. Dirk Peschke (Professor für Versorgungsforschung) über das Studium und wie es Absolvent*innen neue berufliche Wege eröffnet.

Warum wurde der Masterstudiengang Therapiewissenschaften konzipiert?

Prof. Dr. Daniel Belavy: Wir haben den neuen Masterstudiengang entwickelt, weil die Handlungsfelder der Therapieberufe in einer sich wandelnden Gesellschaft immer komplexer werden. In der Bevölkerung beobachten wir zum Beispiel einen Anstieg an chronischen Erkrankungen und gerade ältere Menschen leiden häufig unter mehreren Gesundheitsproblemen gleichzeitig. Dafür braucht es sehr gut ausgebildete Fachkräfte, die wissenschaftlich denken und neue Versorgungskonzepte entwickeln. Der Studiengang greift diese Bedarfe auf und bildet Expert*innen dafür aus. Die Studierenden lernen in dem Masterstudium innovative und auf die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmte Gesundheitsangebote zu planen, deren Wirksamkeit durch Evaluationen zu überprüfen und diese Versorgungskonzepte auch kontinuierlich weiter zu verbessern. Es ist wichtig, neue Lösungen zu entwickeln, damit Therapien für alle Menschen noch besser und passgenauer werden. Dabei lernen die Studierenden auch, auf einem höheren Niveau wissenschaftlich zu arbeiten und eigene praxisnahe Forschungsprojekte umzusetzen. Neben den wichtigen Feldern Versorgung und Forschung wird es in dem Studiengang aber auch um Digitalisierung gehen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Studium?

Prof. Dr. Dirk Peschke: Technologische Fortschritte verändern auch die Therapieberufe. Digitale Technologien sind daher ein wichtiger Teil des Studiums. Die Studierenden lernen, wie man zum Beispiel mit Electronic Health, also dem Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen arbeitet oder Mobile Health, das heißt mobile Geräte und Technologien in der Therapie nutzt. Wir diskutieren, wie Künstliche Intelligenz im Therapiealltag eingesetzt und mit Gesundheits-Apps gearbeitet werden kann. Gemeinsam widmen wir uns im Studium der Frage, wie neue, digitale Lösungen in der Therapie sinnvoll genutzt werden können. Ziel ist es, die Versorgung für Patient*innen moderner und effizienter zu gestalten. Dabei geht es darum, bei Erkrankungen oder Verletzungen körperliche Funktionen wiederherzustellen, zugleich aber auch Erkrankungen oder Verletzungen vorzubeugen und Gesundheit zu fördern. In dem Modul ‚Assessments & Diagnostik in der Gesundheitsversorgung‘ lernen die Studierenden zum Beispiel, wie man den Gesundheitszustand von Patient*innen gut misst und dokumentiert. Die Studierenden beschäftigen sich mit Fragebögen, Tests und anderen Instrumenten, um Therapien zu planen und zu bewerten. Dabei geht es ebenfalls um den Einsatz von Technik. Ziel ist es letztlich auch immer, Therapien besser auf die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen abzustimmen.

Inwieweit beschäftigen sich die Studierenden in dem interdisziplinären Studiengang mit der Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen?

Prof. Dr. Daniel Belavy: Es gibt das Modul ‚Interprofessionelle therapeutische Versorgung‘, in dem es genau um diesen wichtigen Aspekt geht. Die Studierenden werden darauf vorbereitet, in Teams aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenzuarbeiten. Viele Patient*innen brauchen Hilfe von mehreren Gesundheitsberufen gleichzeitig. Deshalb ist es wichtig, gut im Team mit anderen Fachkräften zusammenzuarbeiten. Im Studium lernen die Studierenden, wie das funktioniert und wie man gemeinsam gute Entscheidungen trifft. So wird die Versorgung für Patient*innen besser und effektiver. In dem Modul ‚Psychologie und Pädagogik für Therapiewissenschaften‘ lernen die Studierenden zum Beispiel auch, wie psychologische und pädagogische Erkenntnisse in der Therapie helfen. Sie erfahren, wie man gut kommuniziert und Menschen motiviert, gesund zu bleiben oder gesund zu werden. Dabei geht es ebenfalls um die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie Lehrer*innen oder Psycholog*innen. So können die Studierenden ihre Patient*innen besser verstehen und unterstützen. In den Wahlpflichtmodulen Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie vertiefen die Studierenden darüber hinaus ihr Wissen in ihrer eigenen Berufsgruppe. Sie lernen, aktuelle Entwicklungen kritisch zu bewerten und neue Konzepte für ihren Beruf zu entwickeln. Auch ethische Fragen, Kommunikation und gesellschaftliche Themen spielen eine Rolle. Ziel ist es, die eigene berufliche Praxis weiterzuentwickeln und die eigenen Problemlösungsfähigkeiten im Studium auszubauen.

Was sollten Studieninteressierte mitbringen?

Prof. Dr. Dirk Peschke: Der Studiengang richtet sich an Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Physiotherapeut*innen sowie an Absolvent*innen verwandter Fachrichtungen wie Sportwissenschaften, Medizin, Gesundheits- oder Rehabilitationswissenschaften. Die Studierenden sollten Spaß daran haben ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten und Kenntnisse auszubauen und ihre Kompetenzen in Bezug auf eine wissenschaftlich fundierte Versorgungspraxis zu vertiefen. Außerdem sollten sie Interesse daran haben komplexe Problemkonstellationen aus dem Praxisalltag zu bearbeiten. Die Themen und Fragestellungen im Studium beziehen sich auf die Praxis und stammen aus der Praxis, auch Erfahrungen der Studierenden aus dem Praxisalltag werden wir mit einbeziehen. Dabei lernen die Studierenden auch ihre klinischen Fähigkeiten zu vertiefen und komplexe klinische Entscheidungen wissenschaftlich begründet zu fällen. Darüber hinaus sollten die Studierenden Interesse daran haben, sich mit Clinical Reasoning zu beschäftigen. Clinical Reasoning beleuchtet den eigenen Denkvorgang der Therapeutin oder des Therapeuten bei der Untersuchung oder Behandlung und fördert ein strukturiertes Vorgehen, das auf die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen zugeschnitten ist und den Fortschritt der Patient*innen kontinuierlich reflektiert. 

Ist es möglich, das Studium berufsbegleitend zu absolvieren?

Prof. Dr. Daniel Belavy: Ja, das Studium ist auf fünf Semester ausgelegt und so von uns aufgesetzt, dass es berufsbegleitend möglich ist. Die Veranstaltungen finden meist an zwei bis drei festen Tagen pro Woche statt. Dadurch ist das Studium für Berufstätige gut planbar. Es wird außerdem darauf geachtet, dass Präsenz- und Selbstlernzeiten gut abgestimmt sind.

Wie sind die Zukunftsaussichten für Absolvent*innen des Masterstudiengangs?

Prof. Dr. Daniel Belavy: Mit dem Master können die Absolvent*innen in Forschung, Lehre und spezialisierten Versorgungsbereichen arbeiten. Auch Tätigkeiten in Projekten zur Gesundheitsförderung und Prävention oder bei Krankenkassen sind möglich. Denn neben der reinen therapeutischen Behandlung, stehen heutzutage auch häufig präventive Maßnahmen im Fokus und die Befähigung der Patient*innen, ihre Gesundheit selbstständig zu erhalten und zu fördern. Absolvent*innen des Studiengangs sind zudem qualifiziert in Führungspositionen tätig zu sein. In dem Modul ‚Qualitätsmanagement, Leadership und Implementierung‘ lernen die Studierenden unter anderem, wie man Qualität in der Gesundheitsversorgung sichert und verbessert. Zusätzlich geht es darum, wie man ein Team führt und neue Ideen in die Praxis bringt. Die Studierenden beschäftigen sich mit Management-Strategien, rechtlichen Grundlagen und Projektmanagement. Absolvent*innen des Studiengangs werden Wissen mitbringen, das in vielen Bereichen gefragt ist. So eröffnen sich für sie viele spannende und neue berufliche Wege.


Das Interview führte Daniela Schaefer, Online-Redakteurin