Neu: Pflege- und Gesundheitspädagogik studieren

28.05.2025 Magazin

Angehende Pflegefachkräfte, Hebammen oder Therapeut*innen unterrichten

An der Hochschule Bochum steht der neue Masterstudiengang Pflege- und Gesundheitspädagogik in den Startlöchern. Der Teilzeit-Studiengang bildet Pädagoginnen und Pädagogen für Pflege- und Gesundheitsberufe aus. „Die Studierenden erweitern ihre fachliche Expertise in diesem Studiengang um eine umfassende pädagogische Expertise. Sie werden darin qualifiziert, als Lehrkräfte künftig an Schulen oder Hochschulen angehende Pflegefachkräfte, Hebammen oder Therapeut*innen zu unterrichten“, sagt Dr. Daniela Schlosser, Professorin für Pflege- und Gesundheitsdidaktik sowie künftige Studiengangsleiterin. 

Aktuell befindet sich der Studiengang in der Akkreditierung, zum Wintersemester 2025/26 soll er starten. Im Interview berichtet Prof. Dr. Daniela Schlosser unter anderem über den Aufbau des Studiums und die Zukunftsaussichten mit dem Studienabschluss.

Warum wurde der Masterstudiengang Pflege- und Gesundheitspädagogik konzipiert?

Prof. Dr. Daniela Schlosser: Der neue Studiengang Pflege- und Gesundheitspädagogik greift aktuelle Entwicklungen auf. Wer dauerhaft als Lehrkraft an einer Pflegeschule tätig sein möchte, muss künftig einen Masterabschluss oder einen Abschluss auf ähnlichem akademischen Niveau aufweisen. Für Nordrhein-Westfalen gilt aktuell noch eine Übergangslösung, nach der Pflegefachkräfte mit einem Bachelorabschluss Pflege unterrichten dürfen, sofern sie parallel ein Masterstudium absolvieren. Ein Masterabschluss oder vergleichbarer Abschluss wird künftig aber grundsätzlich der einzige Weg sein, als Pflegepädagog*in tätig zu sein. Wir können akademisierte Pflegepädagog*innen gar nicht so schnell ausbilden, wie sie in der Lehre gebraucht werden. Auch akademisiertes Lehrpersonal für die hochschulische Ausbildung von Hebammen ist gefragt. Die Ausbildung zur Hebamme erfolgt in Deutschland heute über einen Bachelorstudiengang an Hochschulen. Mit unserem neuen Masterstudiengang mit Pädagogikschwerpunkt qualifizieren wir den Lehrkräfte-Nachwuchs für die Hebammenausbildung entsprechend, das heißt, dass wir akademisiertes Lehrpersonal ausbilden, dass neben dem Fachwissen aus dem Hebammenwesen nach Abschluss des Studiums auch über umfassende pädagogische Handlungskompetenzen gepaart mit wissenschaftlich fundiertem Wissen verfügen wird. 

Und bei den Therapieberufen?

Prof. Dr. Daniela Schlosser: Dort beobachten wir ebenfalls den Trend, dass Therapieschulen vermehrt akademisiertes Lehrpersonal nachfragen, um wissenschaftlich fundiertes Wissen an künftige Generationen von Therapeut*innen weiterzugeben. Dies ist umso wichtiger, da die Anforderungen in den Pflege- und Gesundheitsberufen zunehmend anspruchsvoller werden. Bestes Beispiel ist der demografische Wandel: Die Menschen werden immer älter und weisen heutzutage einen höheren Grad an Multimorbidität auf. Das heißt, dass sie oftmals an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Das müssen wir in der Lehre aufgreifen und die angehenden Lehrkräfte darauf vorbereiten, ebenso wie auf Neuheiten, die in die Berufsfelder einziehen, zum Beispiel Künstliche Intelligenz. Die zukünftigen Aussichten für Absolvent*innen des Studiengangs sind sehr gut. Ich bin überzeugt, dass ihnen mit einem erfolgreichen Abschluss eine gute Auswahl an potenziellen Stellen vorliegen wird und sie zügig eine Anstellung an einer Schule oder Hochschule finden. Das Studium der Pflege- und Gesundheitspädagogik ist ein Qualitätsmerkmal für gute Lehre in Pflege- und Gesundheitsberufen.

Wie ist das Studium inhaltlich aufgebaut?

Prof. Dr. Daniela Schlosser: Der Studiengang Pflege- und Gesundheitspädagogik richtet sich an Pflegefachkräfte, Hebammen und Therapeut*innen, die ein Bachelorstudium absolviert haben und zusätzlich zum bereits erworbenen Fachwissen nun umfassende pädagogische Kompetenzen in der Planung, Gestaltung und Evaluation von Lehr- und Lernprozessen erwerben möchten. Unsere Studierenden lernen allgemeine und fachdidaktische Theorien und Modelle zur Vermittlung sowie zum Erwerb von Wissen kennen. Sie setzen sich mit Lerninhalten auseinander, üben eigene Unterrichtsreihen zu entwickeln und beschäftigen sich mit Fragen des Classroom-Managements. Wie gestalte ich einen Klassenraum? Wie erreiche ich ein hohes Maß an echter Lernzeit? Wie baue ich einen methodisch vielfältigen Unterricht auf und verharre nicht in einem 90minütigen Frontalvortrag? Wie arbeite ich Gruppenphasen aus und wie gehe ich mit schwierigen Lerngruppen um? Wie moderiere ich vielleicht auch Konflikte in lernenden Gruppen? Und wie überprüfe ich am Ende Leistungen? Die angehenden Pädagog*innen werden den Umgang mit der Vielfältigkeit von Lernenden reflektieren und dabei ihre eigene Persönlichkeit weiterentwickeln. Wie stehe ich selbst vor Studierenden? Was gebe ich für ein Bild ab? Wie sind meine Körpersprache und Präsenz im Raum? In einem weiteren Modul erwerben sie Kenntnisse über die Führung von Lernberatungsgesprächen, Feedbackmethoden, Prüfungsformen, Lernerfolgskontrollen und die Bewertung mit Noten.

Ein Portrait von Prof. Dr. Daniela Schlosser.
Dr. Daniela Schlosser ist Professorin für Pflege- und Gesundheitsdidaktik. Foto: HSBO/Jasmin Weidner.

Die Studierenden besuchen auch eine Methodenwerkstatt. Was wird dort gemacht?

Prof. Dr. Daniela Schlosser: Das ist ein sehr schönes Modul, in dem es bunt wird, wo unsere Studierenden vieles ausprobieren und reflektieren können. Das Modul macht Lehre erlebbar. Dort beschäftigen wir uns mit verschiedenen Unterrichtsmethoden und -medien, auch digitalen Tools. Die Studierenden sollen dort für sich herausfinden, welche Lehrmethoden - analog wie digital - sie gerne anwenden und welche vielleicht nicht zu ihnen passen. Dazu gehört natürlich auch eine sinnstiftende Einbettung von Methodik in die Lehre. Ähnlich erfahrbar ist das Modul simulationsbasiertes Lernen. Hier werden herausfordernde Situationen aus dem Lehr- und Schulalltag simuliert, um den angehenden Lehrpersonen einen geschützten Rahmen zum Üben anzubieten und der Frage nachzugehen: „Wie hätte ich theoriegeleitet in einem bestimmten Fall reagieren müssen und wie habe ich vielleicht impulsgeleitet reagiert?“ Die Studierenden lernen dort aber auch, eigene Simulationsszenarien zu entwickeln, zum Beispiel unter Einsatz von High-Fidelity-Simulatoren. Das sind Patientensimulatoren, mit denen komplexe Situationen im Berufsalltag angehender Pflegefachkräfte, Hebammen oder Therapeut*innen trainiert werden können. Die Simulatoren können unter anderem zurückspiegeln, ob eine Herzdruckmassage richtig vorgenommen wird. Perspektivisch möchten wir zudem Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Simulationen in unsere Lehre einbinden.

Ein anderes Modul heißt Journal Club: Worum geht es dort?

Prof. Dr. Daniela Schlosser: Dort lesen und diskutieren wir Studien aus dem Bildungssektor und systematische Reviews, also Übersichtsarbeiten, die die Ergebnisse von Studien zusammenfassen und bewerten. Die Studierenden sollen lernen, Studien zu kritisieren und sie in Datenbanken auch selbst aufzufinden. In einem anderen Modul gewinnen sie Einblicke in unterschiedliche Forschungsmethoden und deren Gütekriterien, in Techniken der Datenauswertung oder die Präsentation und Berichterstattung von Forschungsergebnissen. Kleine Forschungsprojekte können sie im Studium bereits selbst durchführen. 

Und wie ist das Studium organisatorisch aufgebaut?

Prof. Dr. Daniela Schlosser: Das Masterstudium Pflege- und Gesundheitspädagogik ist ein Teilzeit-Studiengang, der in sechs Semestern Präsenz- und Online-Lehre kombiniert. Der Stundenplan beläuft sich auf zwei Tage die Woche, das ist besonders für Berufstätige attraktiv. So können Pflegefachkräfte, Hebammen und Therapeut*innen ihrer aktuellen Tätigkeit weiter nachgehen und zugleich die Qualifizierung für eine Lehrtätigkeit erwerben. Wir empfehlen hier einen Beschäftigungsumfang von bis zu 50%, um Studium und Beruf gut vereinbar zu machen. Natürlich hängt diese Entscheidung aber letztendlich auch von den individuellen Möglichkeiten der Studierenden ab. Ab dem Wintersemester 2026/27 möchten wir Studierenden auch die Möglichkeit anbieten, die Studiendauer auf vier Semester zu verkürzen, indem Vorlesungen aus den ersten und folgenden Semestern parallel besucht werden können. Dann wird sich der Stundenplan natürlich weiter auffüllen, aber sich in der Regel nicht über mehr als drei Tage die Woche erstrecken.

Sind Praxisphasen im Studienverlauf vorgesehen?

Prof. Dr. Daniela Schlosser: Ja, es sind zwei Praxisphasen mit Lehrproben in Bildungseinrichtungen vorgesehen. Dabei werden die Studierenden durch uns begleitet, parallel besuchen sie aber auch einzelne Lehrveranstaltungen an der Hochschule, um den Studierenden in dieser Phase Austauschmöglichkeiten über Herausforderungen und schöne Erlebnisse während ihrer Praxiseinsätze zu bieten. Wir möchten den Studierenden darüber hinaus ermöglichen, sich bei ihren Praxiseinsätzen gegenseitig zu besuchen, um den Austausch untereinander zu fördern und ihnen zugleich die Chance zu geben, mehrere Bildungseinrichtungen kennenzulernen.

Sie haben selbst an einer Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe gearbeitet, bevor Sie in die Hochschullehre gewechselt sind: Was macht das Berufsfeld als Pädagog*in im Gesundheitswesen für Sie aus?

Prof. Dr. Daniela Schlosser: Als Pädagog*in muss ich mich immer wieder neu erfinden. Ich muss eine flexible Persönlichkeit haben, um der Verschiedenartigkeit der Menschen begegnen zu können, was den eigenen Horizont erweitert. Mit Studierenden zu arbeiten hält nicht nur jung, sondern macht auch viel Spaß. Es ist schön daran teilzuhaben, wie die Studierenden im Studium wachsen und schließlich mit neuem Wissen den Lernort verlassen. Als Pädagog*in kann ich etwas bewegen, denn das, was ich angehenden Pflegefachkräften, Hebammen und Therapeut*innen pädagogisch mitgebe, nutzen sie eventuell auch selbst später für ihre Arbeit als Pädagog*in. Wer sich mit Pädagogik identifizieren kann, mit Menschen im Gesundheitsbereich arbeiten möchte, Lust am Lernen, Lehren und Lesen hat und sich persönlich weiterentwickeln möchte, ist in unserem Studiengang genau richtig.


Das Interview führte Daniela Schaefer, Online-Redakteurin