Präzision begleitet Frieda Echterhoff sowohl im Sport als auch im Studium. Als Leichtathletin trainiert sie täglich dafür die kreisrunde, ein Kilo schwere Scheibe möglichst weit und präzise in ein vorgegebenes Feld zu werfen. Als Studentin lernt sie hingegen, wie entscheidend Detailgenauigkeit in der Planung, Konstruktion und dem Bau architektonischer Werke ist. Frieda Echterhoff studiert an der Hochschule Bochum den Bachelorstudiengang Architektur und widmet sich im Sport der olympischen Disziplin Diskuswerfen. Sie ist eine von insgesamt 18 deutschen Athlet*innen, die jüngst bei den Rhine-Ruhr 2025 FISU World University Games als Botschafter*innen ihre jeweilige Sportart repräsentierten.
„Natürlich war es schade, dass ich nicht als aktive Wettkämpferin dabei war, aber ich habe mich sehr gefreut, als Botschafterin für die Leichtathletik, Teil einer so großen internationalen Sportveranstaltung zu sein und über meinen persönlichen sportlichen Weg zu berichten“, sagt die Leistungssportlerin. Ihr Weg beginnt mit drei Jahren beim Kinderturnen und geht nahtlos über in die Leichtathletik. „Ich war schon immer sportbegeistert, außerdem waren meine Eltern ebenfalls aktive Leichtathleten.“ Lange Zeit widmet sich Frieda Echterhoff dem Siebenkampf, seit über vier Jahren konzentriert sich die 19-Jährige nun auf die Wurfdisziplin Diskuswerfen. „Die Disziplin macht mir sehr viel Spaß, außerdem bringe ich die körperlichen Voraussetzungen mit. Mit 1,84 Metern bin ich groß, aber auch beweglich und schnellkräftig, das heißt, dass ich schnell einen großen Kraft-Impuls erzeugen kann, was bei der Disziplin entscheidend ist.“
Frieda Echterhoff hat bereits erfolgreich an nationalen wie internationalen Wettkämpfen teilgenommen. Ihre aktuelle Bestweite liegt bei 51,75 Metern. „Mit dieser Bestweite habe ich vor Kurzem die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Die Goldmedaille gehört neben den internationalen Medaillen, die ich bereits bei Wettkämpfen im Diskuswerfen erreicht habe, zu meinen sportlichen Highlights.“ Ebenso wie die Nominierung für die U20-Europameisterschaft in Finnland. Frieda Echterhoff: „Diskuswerfen ist weitaus mehr als nur ein Wurf. Die Disziplin umfasst eine komplexe Drehtechnik, schnelle Sprintschritte und Sprünge, die Schwung und Kraft beim Abwurf übertragen. Diskuswerfen ist sehr vielfältig und genau das mag ich daran.“ Neben Wurftechnik und Krafttraining gehört für Frieda Echterhoff zur Wettkampfvorbereitung auch Meditation. „Ich habe mit dem Meditieren angefangen, um mir selbst den Druck rauszunehmen. Es hilft, sich frei zu machen im Kopf.“
Frieda Echterhoff: „Architektur ist das, was ich immer machen wollte.“
Ihr Training absolviert die Leichtathletin am Olympiastützpunkt Wattenscheid im angrenzenden Lohrheidestadion bei ihrem Verein TV Wattenscheid 01. „Der Sport steht für mich im Mittelpunkt. Alles andere dreht sich um den Sport“, sagt Frieda Echterhoff. Jeden Tag geht sie neben dem Studium zum Training – mindestens drei Stunden. Hinzu kommen Trainingslager und Wettkämpfe. „Ich habe in diesem Semester kaum eine Woche gehabt, wo nicht ein Wettkampf anstand. Neben dem Sport zu studieren ist machbar, es erfordert in meinen Augen aber viel Organisation und das Setzen von Prioritäten in Sport und Studium.“
Frieda Echterhoff kommt bald ins dritte Semester ihres Architekturstudiums. „Architektur ist das, was ich immer machen wollte. Ich habe auch schon früh angefangen, Häuser und Gebäude zu zeichnen.“ In den ersten beiden Semestern erwerben die Studierenden unter anderem Kompetenzen im Freihandzeichnen, perspektivischen Zeichnen, Modellbau sowie experimentellen und konzeptionellen Entwerfen. Auch digitale Methoden des Gestaltens, Entwerfens und Konstruierens lernen sie kennen. Darüber hinaus eigenen sich die Studierenden fundierte Grundkenntnisse der Baukonstruktion und Tragwerkslehre an und tauchen in die Baugeschichte ein. „Ein Modul, das mir besonders gefallen hat, ist zum Beispiel auch Baustofftechnologie“, erzählt Frieda Echterhoff. In dem Modul geht es unter anderem um die Einsatzmöglichkeiten sowie Vor- und Nachteile verschiedener Baumaterialien. Von Anfang an ins Studium integriert sind zudem Exkursionen. „Wir haben zum Beispiel ein Zementwerk besucht und uns in einem Ziegelwerk darüber informiert, wie Ziegel hergestellt werden.“ Im kommenden Semester stehen für Frieda Echterhoff Vorlesungen zu Gebäudelehre, Städtebau und Bauphysik auf dem Studienplan.
Frieda Echterhoff: „Es ist eine schöne Atmosphäre, wenn alle dort sitzen und kreativ an ihren Entwürfen und Modellen arbeiten.“
„Das Studium gefällt mir sehr gut, es ist Fluch und Segen zugleich, weil es viel Kreativität in den Entwurfs- und Konstruktionsübungen abfragt. Eine meiner ersten Aufgaben war es, ein Haus mit einem Innenhof zu entwerfen. In einer anderen Entwurfsaufgabe habe ich ein Musikforum gezeichnet. Außerdem haben wir Sprungtürme aus unbiegsamen Spaghetti-Nudeln gebaut. Bei der Übung ging es darum, ein Gefühl für Baustoffeigenschaften, Spannweiten und Traglasten zu bekommen.“ Frieda Echterhoff nutzt zur konzentrierten Projektarbeit die BlueBox auf dem Zentralcampus der Hochschule. Eine zweigeschossige Werkstatt für angehende Architekt*innen, in der sich die Studierenden ausbreiten und ihre Entwürfe erarbeiten können. „Es ist eine schöne Atmosphäre, wenn alle dort sitzen und kreativ an ihren Entwürfen und Modellen arbeiten. Dort ist auch immer etwas los, man ist nie allein. Gemeinsam arbeiten wir dort auch schon mal bis in die Nacht hinein an unseren Projekten. Ich mag dann besonders den kreativen Austausch mit den anderen Kommiliton*innen. Im Studium habe ich viele neue Freunde gefunden. Alle an der Hochschule sind sehr verständnisvoll, was meinen Sport angeht und kommen mir wo es machbar ist, entgegen. Zum Beispiel dann, wenn ich eine Aufgabe frühzeitig abgeben möchte, weil ich zu einem Trainingslager aufbrechen muss oder, wenn ich eine Vorlesung eher verlassen muss, weil eine wichtige Trainingseinheit ansteht.“
Der Traum von Frieda Echterhoff ist es, eines Tages als Wettkämpferin an den Olympischen Spielen teilzunehmen. „Ein klares Ziel vor Augen ist im Sport eine sehr gute Motivation.“ Was die Studentin hingegen im Studium motiviert? „Immer wieder Neues zu lernen“, erzählt Frieda Echterhoff: „Außerdem ist Spaß am Studium meine Motivation.“
Bericht: Daniela Schaefer, Online-Redakteurin