Viele Persönlichkeiten. Zwei Standorte. Eine BO.

World Solar Challenge 2003

Bei der WSC 2003 startet zum ersten Mal ein Sonnenwagen, der komplett in Bochum konstruiert und gebaut wurde. Hans Gochermann wird als Hauptsponsor Namensgeber des roten Renners HansGo!.

30. September 2003: Wo ist Hans?

Die ersten Nachrichten aus Australien sind leider keine guten: Hans Go!, der Solarrennwagen der FH Bochum ist noch nicht im Hafen von Darwin angekommen. Wegen eines Taifuns in Südostasien soll das Containerschiff "Arafura Endavour" erst am 2. Oktober im Hafen anlegen. Bis die Fracht entladen ist und alle Formalitäten erledigt sind, wird noch ein weiterer Tag vergehen.
Eine Woche später als geplant kann das Team erst mit den Vorbereitungen am Fahrzeug beginnen. Bis dahin wird intensiv an der körperlichen Fitness der Fahrer gearbeitet und natürlich muss auch die Projektplanung an die neue Situation angepasst werden.

Die Zeit wird knapp. Am 19. Oktober startet das Rennen und vorher gilt es, das "Scrutineering", eine Art TÜV-Abnahme durch die Rennleitung, zu überstehen. Hier wird das Fahrzeug mit diversen Tests und Messungen auf seine Straßentauglichkeit und Sicherheit überprüft. Eine "Begegnung" im Gegenverkehr mit einem "Roadtrain", einem 50 Meter langen LKW mit mehreren Anhängern, gehört z.B. auch zum Testparcour.


10. Oktober 2003: Hans ist da!

Am 3. Oktober war es endlich soweit, Hans Go! ist "down under" angekommen. Nach einigen Mühen mit Zoll und Quarantäne, wo besonders die Reifen kritisch auf mitgebrachtes organisches Material untersucht wurden, steht der roter Renner jetzt in den Werkstätten der Northern Territory University. Das Team arbeitet mit Hochdruck an diversen Optimierungen am Fahrzeug, denn am Montag (13.10.) soll es dem Department of Motor Vehicle Regestration vorgeführt werden, um für weitere Tests eine Straßenzulassung zu bekommen.

Das Partner-Team der Southbank Unversity London ist seit Dienstag vor Ort. "E-Pod", das Auto der Engländer, war im selben Container verschifft worden wie Hans Go!. Konkurrenz gibt es nicht, da der E-Pod in einer anderen Klasse, der Greenfleet-Class, mitfährt.

Die offene Klasse - sozusagen die Formel 1 der Solarcars - in der Hans Go! um den Sieg kämpfen wird, erlaubt den Einsatz neuester Technologien in prototypischer Form, wie zum Beispiel "handgefertigte Solargeneratoren" und Lithium-Ionen-Akkus. In den anderen Renn-Klassen ist deutlich mehr Seriennähe gefragt. Es sollen nur Bauteile und Baugruppen zum Einsatz kommen, die frei im Handel erhältlich sind.

Den nächsten Tagebucheintrag dürfen Sie an dieser Stelle spätestens am 15. Oktober erwarten, dann endlich auch mit Bildern...


15. Oktober 2003: Hans rennt!

Pünktlich zur Ankunft des Berichterstatters ist Hans Go! zum ersten Mal zu Hochgeschwindigkeits-Testfahrten auf der Rennstrecke im Hidden Valley bei Darwin unterwegs. Argwöhnisch von der internationalen Konkurrenz beäugt, tasten sich die Fahrer an Geschwindigkeiten um die 100 km/h heran. Bei diesen Testfahrten geht es vor allem um die optimale Fahrwerksabstimmung. Spur und Sturz der Lenkung müssen stimmen, die Dämpfung des hinteren Federbeins entscheidet über die Straßenlage des Rennwagens. Natürlich müssen auch alle anderen Funktionen getestet werden, unter anderem die Sprechfunkkommunikation mit den Begleitfahrzeugen.


16. Oktober 2003: Hans liegt ...

....bei Geschwindigkeiten um die 100 km/h wie ein Brett auf der Straße. Das haben erneute Testfahrten auf der Rennstrecke bewiesen. Das Team arbeitet intensiv an der Abstimmung des Fahrwerks und der Elektrik. Insbesondere der Motor mit seiner High-Tech-Regelung muss präzise justiert werden. Viele verschiedene Parameter sind via Service-Notebook einstellbar und müssen den Kompromiss zwischen maximalem Drehmoment und höchster Geschwindigkeit darstellen. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Morgen geht es zum definitiven Zulassungstest, bei dem die Rennleitung entscheidet, ob Hans Go auf die Strecke nach Adelaide darf.

Zehn Tage fehlen im Zeitplan durch die Verspätung des Containers, das wird leider überall deutlich. Trotzdem arbeiten die Studenten mit Hochdruck Tag und Nacht, um das bestmögliche zu erreichen.

Beeindruckend ist die Hilfsbereitschaft unter den Teams, es gibt (fast) keine Geheimnisse, die intimsten technischen Details zu den Fahrzeugen werden ausgetauscht.

Es wird spannend, morgen mehr an dieser Stelle ...


17. Oktober 2003: Hans schafft's

Wieder ist ein heißer Tag unter tropischer Sonne in Darwin vorbei, Hans Go aber stand heute in der kühlen Stadthalle auf den Showgrounds der Stadt. Heute begann der erste Teil der umfangreichen Abnahmeuntersuchung durch die Rennleitung, die jedes Fahrzeug bestehen muss, um am Rennen teilzunehmen. In der Halle wurde gemessen, gewogen, fotografiert und genau geprüft, ob das Reglement bei der Konstruktion eingehalten wurde.

Längere Diskussionen gab es zu der von den Ingenieur-Studenten gewählten Lösung des Notausstiegs. Da dieser Notausstieg die Oberschale des Fahrzeuges unwiederbringlich zerstört, konnte diese Funktion natürlich nicht vorgeführt werden. Die Prüfer hatten Zweifel, ob die Sollbruchstellen tatsächlich ihre Funktion erfüllen würden. Erst nach einigen Erklärungen durch den Teamleiter Stefan Alstadt und Steffen Saalmann, der den mechanischen Aufbau des Fahrzeuges federführend gestaltet hat, war diese Hürde überwunden.

Beeindruckt hat der Entwurf und die Ausführung der elektrischen Anlage des Solarmobils. "German engineering" mit bewunderndem Unterton war mehrmals zu hören. Zum Gesamtaufbau fiel gar das Wort "overengineered", was durchaus als Kompliment gemeint war. Weitere Details in der Bildergalerie ...

Nach diesem Teil der Abnahme ging es auf die Rennstrecke, um den morgigen Teil der Prüfung vorzubereiten. Dabei wird auch die Startaufstellung festgelegt: Wer die schnellste Runde fährt, steht auf der Pole Position. Bremstests und andere Fahrversuche runden den Parcours ab.

Beinahe wäre hier alles vorbei gewesen. Nach einigen Runden auf der Strecke, bei denen die Rundenzeiten immer besser wurden, platzte der rechte Vorderreifen. Stefan Körner konnte das Fahrzeug nur mit einiger Mühe sicher zum Stehen bringen.

Intensiv wird nun untersucht, warum der Reifen platzen konnte. Auch das holländische Team berichtet nämlich über Reifenprobleme mit dem selben Reifentyp.


18. Oktober 2003: Hans darf!

Die erste wichtige Hürde ist erfolgreich genommen: Hans Go! und das Team der FH Bochum dürfen am Rennen der Solarmobile quer durch Australien teilnehmen.

Früh um 8 Uhr ging es zur Rennstrecke, um den Bremstest und den Stabilitätstest zu bestehen, bei dem das Fahrzeug wie bei einer Art Elchtest mit 60 km/h durch einen Slalomparcours steuern muss. Besonders spannend für Fahrer und Zuschauer ist natürlich das Rennen um die beste Rundenzeit. Damit wird die Startposition festgelegt. Hans Go! mit seinem Fahrer Stefan Körner hat mit 2 Minuten 28 Sekunden eine gute Zeit gefahren, obwohl das Hinterrad erneut Probleme gemacht hat. Die endgültige Startposition wird erst vergeben, wenn alle Teams ihre Runde absolviert haben. Wie vorläufig zu erfahren war, dürfte es der 4. oder 5. Platz sein.

Souverän steuerte der Solarrennwagen mit seiner exzellenten Straßenlage durch die Kurvengasse aus Pylonen und beim Bremstest stoppte Hans Go deutlich vor der vorgeschriebenen Marke.

Das Team kann hoch zufrieden sein. Sowohl die fahrerische Leistung als auch der Boxenservice konnten überzeugen. Denn kurz vor Start der Prüfung galt es noch ein defektes Kabel, das die Signale von Bremsen und "Gaspedal" überträgt, zu reparieren. Henning Weitner und Thomas Hengmith erledigten diese heikle Aufgabe trotz des enormen Zeitdrucks völlig "cool"! Während zwei Prüfungsteilen wurde dann noch der Hinterreifen gewechselt, kein Problem für Georg Günther, Steffen Saalmann und Christian Kinateder.

Morgen geht's endlich los, auf den Stuart-Highway, 3000 km gen Süden. Wann der nächste Bericht an dieser Stelle folgen wird, ist wegen der eher sparsamen Internetversorgung im Outback mehr als fraglich...


19. Oktober 2003: Hans kämpft

Der erste Renntag. Start auf Darwins Prachtstraße, um 8.00 Uhr morgens in der Kolonne von der Polizei eskortiert aus der Stadt heraus. Als erster Fahrer sitzt Henning Weitner am Steuer, das Fahrzeug liegt gut auf der Straße, die Lenkung ist noch etwas unruhig. Um 8.20 überholt Hans Formosan, das Solarcar der Taiwanesen. Der Schnitt außerhalb der Stadt liegt bei ca. 94 km/h, etwa die Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers von vor zwei Jahren. Dieses holländische Team Nuon, unverständlicherweise nur auf Startposition 10 gelandet, zieht um 9.50 Uhr an Hans Go! mit beeindruckender Geschwindigkeit vorbei, davor und danach mehr als 10 Begleitfahrzeuge der Niederländer. Das Team der FH Bochum hat lediglich 3 Autos zur Verfügung, was bei 12 Teammitgliedern und dem Reporter von Pro7 incl. Gepäck und Ersatzteilen zu drangvoller Enge führt.

Um 10.45 Uhr Nothalt: Schon wieder ist der linke Vorderreifen völlig abgefahren und muss gewechselt werden. Wertvolle Zeit geht verloren, auch wenn der Stopp mit 15 Minuten kurz ausfällt.

Kurz darauf der erste Roadtrain vor uns, eine dramatische Überholaktion beginnt, zuerst das führende Begleitfahrzeug, über Funk die Durchsage "Go, Go, Go!" und Hans Go! schießt an dem 40m langen Ungetüm vorbei.

1 Stunde später wieder Reifenprobleme, die mörderische Hitze scheint die Pneus geradezu aufzufressen. Die Spur wird nachjustiert.

Erster Medienstopp in Katherine, eine halbe Stunde Pause, Fahrerwechsel, Christian Kinateder steigt in das enge Sicherheitsmoncoque. Problemlose Fahrt in den Nachmittag hinein, Dunmarra kommt in greifbare Nähe. Es geht auf 17 Uhr zu - die vorgeschriebenen Zeit zum Anhalten. Hans Go! wird immer langsamer, nur noch 60 km/h, noch 40 km/h. Was ist los? Das Funkgerät des Piloten schweigt. Wir wollen Dunmarra als günstige Startposition für den 2. Tag unbedingt erreichen. Mit letzter Kraft, wie es scheint, rollt der Solarwagen auf das Rasthaus zu, das der Haltepunkt und gleichzeitig ein weiterer Medienstopp ist.

Sofortdiagnose: Aus bisher ungeklärter Ursache sind mehrerer Zellen des Batteriepacks unter der zulässigen Mindestspannung und müssen schleunigst geladen werden. Erst morgen früh wird man sehen, ob die Zellen entgültig defekt sind. Keine guten Nachrichten zum Ende des ersten Renntages, denn das kann unter Umständen das Ende für Hans Go! sein, denn Ersatzzellen der extrem teuren Lithium-Ionen-Akkus sind nicht im Gepäck


20. Oktober 2003: Hans verliert...

Mitten im Outback, ganz in der Nähe einer Aboriginees-Siedlung, liegt der zweite Lagerplatz des Solarcarteams der FH Bochum und hört auf den schönen Namen Ali Curung.

Stefan Körner als Fahrer hatte am Morgen die 2. Etappe gestartet. Eine Zelle der Batteriepacks ist leider defekt und deswegen überbrückt worden, alle anderen scheinen gerettet. Hans Go rollt gleichmäßig, aber leider nicht mit der erwarteten Geschwindigkeit von ca. 100 km/h, sondern lediglich mit etwa 80.

Um 12 Uhr ein kurzer Stopp, um nach dem möglichen Fehler zu suchen, lediglich die hintere Bremse schleift etwas. Die Reifen sind noch fast wie neu, das Fahrwerk ist also endlich richtig eingestellt. Was kann der Grund für die niedrige Geschwindigkeit sein?

Am Medienstopp in Tennant Creek um ca. 14.00 Uhr steigt Stefan Alstadt zum ersten Mal während des Rennens in das Solarcar. Die Energiebilanz, die ständig in den Supportfahrzeugen aufgrund der Messdaten aus dem Solarrenner nachgehalten wird, zeigt unerklärliche Energieverluste. Trotz optimaler Sonneneinstrahlung darf die Geschwindigkeit nicht über 50 km/h steigen, um die Batterien nicht völlig zu entladen und damit zu zerstören.

Um 16.40 Uhr wird der vorzeitige Abbruch der Etappe beschlossen, um den Fehler in der Elektrik zu suchen. Eine schnelle Messung zeigt einen Masseschluss in einem Teil des Solargenerators, der einen Teil der Leistungsverluste erklärt. Man wird abwarten müssen, ob im Laufe der Nacht alle Fehler gefunden werden können. Noch ist Hans Go! auf Platz 5, aber zwei Teams sind nur wenige Kilometer hinter uns.


21. Oktober 2003: Hans bleibt...

Über 1800 km hat Hans Go auf dem Stuart Highway schon hinter sich gebracht und es wird wohl noch 2 Tage dauern, bis Adelaide erreicht wird. Hans bleibt immer noch hinter der erwarteten Höchstgeschwindigkeit zurück. Trotz bester Sonneneinstrahlung reicht die Energie nicht.

Nach einigen Reparaturen am Solargenerator und einer Abfahrt just in time um 8:00 Uhr sitzt Stefan Alstadt an den Lenkungsjoysticks, um die Etappe bis Alice Springs zu beenden. Die Fahrt verläuft sehr ruhig, leider aber auf gerader Strecke nur mit maximal 95 km/h. Beim Medienstopp in Alice Springs, die Hälfte der Strecke ist geschafft, versucht Steffen Saalmann noch einmal, die Motoreinstellung, den Spalt, zu variieren, um eine höhere Endgeschwindigkeit zu erreichen. Vergeblich, gegen Nachmittag muss die Geschwindigkeit wieder auf 70 km/h zurückgenommen werden. Die Batterien sind schon wieder bedrohlich leer, obwohl die Sonne vom wolkenlosen Himmel brennt. Mit einigen Versuchen während der Fahrt kann geklärt werden, dass der Solargenerator offensichtlich nicht die erwartete Leistung von über 2 Kilowatt bringt. Fieberhaft sucht das Elektriker-Team mit Thomas Hengmith, Marius Franken und Henning Weitner nach möglichen Kurzschlüssen, die die volle Leistungsabgabe verhindern.

Ein Rastplatz, wieder mitten in der australischen Wildnis, liegt kurz vor 17 Uhr neben dem Highway. Süd-Australien ist erreicht. Der Zeltaufbau gestaltet sich mehr als schwierig, denn die Heringe lassen sich kaum in den Boden treiben. Aber ein zünftiges Lagerfeuer soll für alle Mühen des Tages entschädigen. Und immerhin ist Hans immer noch auf dem fünften Platz!


22. Oktober 2003: Hans musiziert

Abfahrt nach einem wunderbaren Lagerfeuerabend mit Musik von Marius Franken, Georg Günther, Thomas Hengmith und dem Berichterstatter. Die mitreisende Schiedsrichterin war sichtlich beeindruckt von der Qualität der musikalischen Darbietung mit Gitarre, Gesang und Blues-Harp.

Am ersten Medienstopp des Tages, Cadney Homestead Roadhouse, erneuter Versuch, den Solargenerator auf volle Leistung zu bringen. Vergeblich. Das folgende Principia College Solar CarTeam aus den USA fährt in genau halbstündigem Abstand hinter Hans Go. Nur 30 Minuten Vorsprung - ob das bis zur Ziellinie reicht?

Jetzt sitzt Stefan Körner im Cockpit. Kurzer Stopp zur Motoroptimierung. Danach fährt das Fahrzeug 10 km/h schneller. Damit steigt aber auch das Risiko, dass die unersetzlichen Lithium-Ionen-Akkus Schaden nehmen.

15.45 Uhr: 45 Kilometer vor dem Glendambo-Kontrollpunkt erneuter Stopp zum Fahrerwechsel nach viereinhalb Stunden. Henning Weitner übernimmt.

Um 17 Uhr ist der Campingplatz beim Kontrollpunkt der Endpunkt der Tagesetappe. Morgen will das Team das Ziel erreichen. Natürlich vor Principia auf dem 5. Platz. Ob Hans Go! zur Not seine Akkus riskieren muss?

Das Team von Nuna, Holland, hat als erstes heute schon die Ziellinie erreicht. In Weltrekord-Fahrtzeit unter 31 Stunden.


23. Oktober 2003: Hans im Glück

Bewölkter Himmel zum Start in Glendambo. Der Wetterbericht kündigt Regenschauer für die Region um Adelaide an. Heute will das Team um Hans Go! durch's Ziel fahren, aber die Energie vom Himmel fehlt bisher dazu. Stefan Alstadt startet mit 50 km/h, definitiv zu wenig, um das Ziel zu erreichen.

10.00 Uhr. Die Sonne bricht durch, Geschwindigkeit hoch auf 80 km/h. Am Horizont leichte Bewölkung, in den Autos leichte Nervosität.

12.30 Uhr. Medienstopp in Port Augusta, über 200 km vor Adelaide. Christian Kinateder wechselt in das Solarcar und soll die letzte Strecke fahren.

Noch 1 Stunde Zeit, um 16.30 Uhr. muss Hans Go! die Zeitnehmer-Linie erreicht haben, sonst steht ein weiterer Renntag an. 70 km sind bis dahin noch zu fahren. Die Geschwindigkeit pendelt um 80 km/h, das könnte reichen. Das Verfolgerteam Principia ist 20 Minuten hinter uns und holt weiter auf. Die Spannung lässt die Hände feucht werden.

Christian meldet vom Hinterreifen eigenartige Geräusche. Jetzt nur keine Reifenpanne. Die Batteriespannung sinkt bedrohlich tief, jedes Gefälle wird sehnsüchtig erwartet.

Probleme mit dem Funkverkehr, als Adelaide näherkommt. Der Kanal 25 ist belegt und eine Stimme fordert uns mit deutlichen Worten auf, nicht mehr weiter zu senden. Im Solarcar kann man aber nicht umschalten wegen der beengten Verhältnisse, also wird die Aufforderung ignoriert, noch 10 Minuten bis zum Ende.

Die Zeitmesslinie kommt in Sicht. Freudengeschrei, es ist geschafft! 4 Minuten vor dem Ablauf der Zeitmessung rollt Hans Go! über den Strich und fährt in die Innenstadt. Unglaublicher Jubel und eine bayerische Musikkapelle empfängt Hans Go! am offiziellen Ziel der World Solar Challenge 2003. So stellt sich der Australier eben Deutschland vor...

3000 km sind endlich geschafft, die Studenten liegen sich in den Armen, Hans Gochermann spendiert Sekt zum Sieg. Prof. Dr. Friedbert Pautzke gratuliert seinem Team zum 5. Platz, ein fantastisches Ergebnis, wenn man die finanziellen und personellen Mittel berücksichtigt, die von den ersten 4 Teams eingesetzt worden sind.


27. Oktober 2003: Hans feiert

Fünf Tage sind vergangen, seit das Team mit Hans Go! in Adelaide angekommen ist. Langsam, aber sicher legt sich die erste Aufregung nach dem Zieleinlauf und die Studenten erkennen, welche unglaubliche Leistung sie in der Gruppe vollbracht haben. Die Teams laden sich gegenseitig zu diversen Feiern und Beach-Partys ein, man bespricht die verschiedenen technischen Probleme, die aufgetaucht sind und lernt sich besser kennen...

Immer noch kommen Solarfahrzeuge ins Ziel, als letzter in der Wertung unterwegs ist Detlef Schmitz mit seinem Heliodet 6. Der Deutsche hat mit gefahrenen 2500 Kilometern seinen eigenen Rekord schon gebrochen und wird morgen am Ziel erwartet.

Dann schließt die Ziellinie um 16:30 Uhr endgültig. Aber auch Teams, die zwischendurch ihr Fahrzeug mit dem Anhänger transportieren mussten und deswegen aus der Wertung gefallen sind, lassen sich den Zieleinlauf in Adelaide nicht nehmen und werden von den übrigen Rennteilnehmern begeistert gefeiert. In diesen Momenten wird der "spirit" dieses einzigartigen Ereignisses besonders deutlich, so z.B. als "The Paradise", das Fahrzeug der Universidad del Turabo, Puerto Rico, am Sonntag angekommen ist. Tränen der Rührung und Freude fließen und karibische Gesänge erklingen auf dem Victoria Place mitten in der Stadt. Der Teamleiter greift zum Mikrofon und bittet neben anderen Wettbewerbsteilnehmern auch Studenten der FH Bochum zur Siegesfeier, weil sie in Darwin mitgeholfen haben, dass "The Paradise" überhaupt an den Start gehen konnte.

Hans Go! steht neben den anderen Solarrennern in einem Ausstellungszelt und wird von allen Seiten bewundert. Heute Morgen war die Trinity College Blake View School mit den dritten und vierten Klassen zu Besuch. In den letzten beiden Wochen waren Solarautos Unterrichtsthema, lauter kleine Papp-Solarcars sind entstanden und nun wollen die blau-uniformierten Mädchen und Jungen natürlich die echten Solarflitzer sehen. Harald Sennekamp beantwortet geduldig alle Fragen und als dann auch noch Christian Kinateder vorführt, wie man in einen Solarcar einsteigt, stehen Kindermünder staunend offen und die Bewunderung kennt keine Grenzen. Jedes der Kinder möchte Solarcar-Pilot werden und die "echten" Rennfahrer genießen die Fragen nach Autogrammen sichtlich.

Am Dienstagabend findet die offizielle Siegerehrung statt, am Mittwoch wird Hans Go! in den Container verladen und tritt die Heimreise auf dem Seeweg an. Die Crew der FH Bochum steigt am Samstag ins Flugzeug. Der Flug LH 0802 wird am Sonntag um 10:15 Uhr auf dem Flughafen in Düsseldorf erwartet.

Damit endet dieses Tagebuch. Es gäbe noch viele Geschichten zu erzählen, so z. B. dass eine E-Mail im Outback schon mal 14 australische Dollar, also etwa 10 Euro kosten kann und ein Fax von dort auch nicht viel billiger ist.

Von freundlichen australischen Kameraleuten und deutschen Journalisten sollten wir erzählen, die uns auf dem ganzen Weg begleitet haben und zum Schluss unsere Fans geworden sind. Ein Teil dieser Geschichten wird zu sehen sein bei PRO 7 im Wissenschaftsmagazin Galileo. Eine 50-Minuten-Dokumentation mit Hans Go! als Hauptdarsteller wird in Australien produziert und soll Anfang nächsten Jahres fertig werden. Ein Fernsehsender in Deutschland für diesen Bericht wird übrigens noch gesucht...


28. Oktober 2003: Hans ausgezeichnet

Eigentlich war dieses Tagebuch schon geschlossen. Die Erfolgsgeschichte von HansGo! und der World Solar Challenge geht aber doch noch weiter.

Am letzten Tag des Wettbewerbs, wenige Stunde vor der Siegerehrung, hat Detlef Schmitz mit seinem Team das Ziel in Adelaide erreicht. Der in München lebende Schmitz hat seit 1985 schon sechsmal erfolglos versucht, die 3000 km mit seinem "HelioDet" zu überwinden. Zum ersten Mal über die Ziellinie rollend, wurde Schmitz von einer großen Menschenmenge und mehreren Kamera-Teams erwartet und begeistert gefeiert.

So war es völlig klar, dass der "Spirit of the Event Award" an Detlef Schmitz mit Standing Ovations der übrigen Rennteilnehmer bei der abendlichen Siegerehrung in der Town Hall überreicht wurde.

Völlig überraschend wurde das Team um HansGo! ausgezeichnet. Während der Abnahmetests zum Rennbeginn hatte Maik Lutter den Testern die Idee und das Konzept zum Einsatz von Bluetooth- und CAN-Bus-Technologie zur telemetrischen Überwachung diverser Fahrzeugparameter vorgestellt. Für dieses innovative Projekt nahm er nun den "Technical Innovation Award" der World Solar Challenge entgegen, der von der CSIRO verliehen wird.

Preisstifterin CSIRO ist "Australia's Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation". Sie ist eine der größten und vielfältigsten Forschungsorganisationen der Welt: die CSIRO hat 6500 Mitarbeiter*innen.

Maik Lutter arbeitet als Student im Team des Labors für Softwaretechnik und Rechnernetze des Bochumer Bluetooth-Experten Prof. Dr. Jörg F. Wollert. Hier ist das System entwickelt und adaptiert worden.


World Solar Challenge 2003 - SolarCar Projekt Hochschule Bochum

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