Versorgung von Sprach- und Kommunikationsstörungen bei Menschen mit Demenz: eine Mixed-Methods-Studie (VESKO-DEM)

Hintergrund: 

Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Demenz – Tendenz steigend. Bereits in frühen Krankheitsstadien treten häufig Sprach- und Kommunikationsstörungen auf, etwa in Form von Wortfindungsstörungen, Schwierigkeiten beim Bilden von Sätzen und beim Verstehen von Gesprächen. Mit Fortschreiten der Erkrankung nimmt die funktionale Kommunikationsfähigkeit zunehmend ab und beeinträchtigt die soziale Teilhabe, Lebensqualität und Selbstbestimmung der Betroffenen erheblich. Sprach- und Kommunikationsstörungen stellen eine große Belastung für pflegende Angehörige dar und gehören zu den am häufigsten unerfüllten Bedürfnissen von Menschen mit Demenz.

Nicht-medikamentöse Therapieansätze wie kognitive Stimulation, kognitives Training oder Kommunikationstrainings für Angehörige gelten als wirksam und werden von der deutschen S3-Leitlinie Demenzen empfohlen. Diese Interventionen können von verschiedenen Gesundheitsberufen durchgeführt werden – darunter Logopädie, Ergotherapie, Neuropsychologie, Pflege und Soziale Arbeit. Als spezialisierte Disziplin für Kommunikation kommt der Logopädie dabei eine zentrale Rolle in der interprofessionellen Demenzversorgung zu.

Trotz wachsender Evidenz ist bislang jedoch kaum erforscht, wie Sprach- und Kommunikationsstörungen in der Routineversorgung tatsächlich adressiert werden und welche Rolle die Logopädie/Sprachtherapie im Versorgungsgeschehen konkret einnimmt. Vor diesem Hintergrund setzt das Promotionsprojekt VESKO-DEM an: Ziel ist es, die aktuelle Versorgungssituation systematisch zu erfassen und Grundlagen für die Entwicklung professionsübergreifender Versorgungspfade für Menschen mit Demenz zu schaffen

Methode

VESKO-DEM ist als Mixed-Methods-Studie angelegt. In der ersten Phase erfolgte eine quantitative Analyse von Routinedaten verschiedener deutscher gesetzlicher Krankenkassen (in Kooperation mit dem Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin, InGef GmbH) zur Nutzung logopädischer und ergotherapeutischer Therapien bei Menschen mit Demenz.

Darauf aufbauend werden in einer bundesweiten Online-Befragung folgende Aspekte untersucht: der Umgang mit Sprach- und Kommunikationsstörungen im Versorgungsalltag, die Verordnungspraktiken, berufsspezifische Zuständigkeiten, strukturelle Rahmenbedingungen sowie die interprofessionelle Zusammenarbeit – jeweils aus der Perspektive von Logopäd:innen/Sprachtherapeut:innen, Haus- und Fachärzt:innen, Ergotherapeut:innen, Neuropsycholog:innen, Pflegekräften und Fachkräften der Sozialen Arbeit.

Anschließend folgt eine qualitative Phase, in der leitfadengestützte Interviews mit Logopäd:innen/Sprachtherapeut:innen sowie Fokusgruppen mit Logopäd:innen/Sprachtherapeut:innen und Ergotherapeut:innen durchgeführt werden. Ziel ist es, die Ergebnisse der vorangegangenen Erhebungen zu vertiefen und zu untersuchen, wie Aufgabenbereiche abgegrenzt werden, welche Faktoren erfolgreiche interprofessionelle Zusammenarbeit fördern und welche Ansätze zur Verbesserung der Versorgung von Sprach- und Kommunikationsstörungen bei Demenz aus der Praxis heraus entwickelt werden können.

Erwarteter Nutzen

VESKO-DEM liefert einen umfassenden Beitrag zur Beschreibung der Versorgung von Sprach- und Kommunikationsstörungen bei Menschen mit Demenz – aus der Perspektive verschiedener Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Damit wird ein bislang wenig erforschtes, aber versorgungsrelevantes Themenfeld systematisch aufgearbeitet und sichtbar gemacht.

Durch die Kombination von Routinedatenanalyse, standardisierter Befragung und qualitativer Forschung vereint das Projekt drei zentrale methodische Zugänge der Versorgungsforschung und trägt zur methodologischen Weiterentwicklung der Disziplin bei.

Auf Basis der Ergebnisse sollen Handlungsempfehlungen für die Gestaltung professionsübergreifender Versorgungspfade entwickelt und Impulse für die Klärung fachlicher Zuständigkeiten gegeben werden. Langfristig zielt das Projekt darauf ab, die kommunikationsbezogene Versorgung von Menschen mit Demenz zu verbessern und ihre sprachlich-soziale Teilhabe zu stärken.

Ansprechpartnerin

Fiona Dörr
Fiona Dörr
Fachbereich Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
Studienbereich Logopädie
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Opel Stellwerk

Projektdetails

Projektlaufzeit2024-2027
AnsprechpartnerinFiona Dörr 
ForschungsschwerpunktVersorgungsforschung 

Projektbeteiligte

Fiona Dörr
Fachbereich Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
Studienbereich Logopädie
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Opel Stellwerk
Prof. Dr. Kerstin Bilda
Fachbereich Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
Studienbereich Logopädie Fachbereich Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
LuFa und Praxisangelegenheiten
Prof. Dr. Daniela Holle
Fachbereich Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
Professorin für Gesundheits- und pflegewissenschaftliche Forschungsmethoden
Prof. Dr. Markus Wübbeler
Fachbereich Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften
Professor für Klinische Pflegeforschung
Studiengangsleitung Clinical Research Management (CRM)