Viele Persönlichkeiten. Zwei Standorte. Eine BO.

Zwischen Lipgloss und Businessanzug

women&work Messe

Durch eine E-Mail der Gleichstellungsbeauftragten des FB E, Anja Trass, wurden bereits im Februar alle Studentinnen des FB E auf eine besondere Veranstaltung aufmerksam gemacht – die „women&work“, eine Messe speziell für Frauen. Insgesamt fuhren sieben interessierte Studentinnen am 4. Mai 2019 nach Frankfurt, um inspirierende Vorträge zu hören oder sich an Ständen der Unternehmen über Berufschancen zu informieren. Gefördert wurde die Exkursion durch einen Reisekostenzuschuss aus zentralen Gleichstellungsmitteln.

„Die women&work Messe war für mich interessant, da ich den Arbeitsmarkt näher kennenlernen und mehr über anderen Frauen und ihre Werdegänge erfahren wollte“, sagt Julia Batzdorf Studentin der Nachhaltigen Entwicklung. – Doch warum gibt es eine Messe nur für Frauen? Die einfache Antwort darauf lautet, dass es Frauen im beruflichen Umfeld immer noch nicht gleichgestellt sind. Gender-Klischees, Diskriminierung und Sexismus gehören leider nicht zur Geschichte, sondern sind allgegenwärtig.

In Frankfurt kamen die unterschiedlichsten Frauen zusammen, um sich auszutauschen und zu networken. Nicht nur gestandene Businessfrauen, Studentinnen und Berufsanfängerinnen, sondern auch junge Familien prägten die Besuchermassen. Denn auch die Familienarbeit gehört immer noch zu den Aufgaben der modernen Frau. Deshalb war die tatkräftige Unterstützung der eigenen Familie und die Einbindung der Männer in die Etablierung der Gleichberechtigung nur zwei der zahlreichen Themen auf der Messe. Viele bekannte Unternehmen wie Bosch, Evonik, Daimler, Fraunhofer, thyssenkrupp, Porsche und viele mehr waren in Frankfurt vertreten, um zu zeigen, dass Frauen begehrte Arbeitnehmerinnen sind.

Auf der ersten Ebene des Messegebäudes konnten sich Frauen an den Ständen der Unternehmensvertreter aus den Bereichen Softwareentwicklung, Wirtschaftsprüfung und Energiedienstleistung austauschen. Neben der aktiven Jobsuche stand auch das Networking im Vordergrund, denn der Austausch und das Kontaktknüpfen untereinander, ist ein wichtiger strategischer Vorteil in der hart umkämpften Arbeitswelt. Wer andere kennt, kann durch die Expertise und deren Kontakte profitieren. Für Frauen, die in ihrem Beruf unterschätzt oder nicht gewürdigt werden, ist auch das Gefühl nicht allein zu sein und starke Frauen hinter sich stehen zu haben, besonders hilfreich.

Unter diesem Thema wurden auf der zweiten Ebene auch Stände mit Angeboten zu Selfmarketing, Coachings und Hilfsangeboten für Frauen vorgestellt. Viele Maßnahmen zur kreativen Selbstfindung oder zum Erwecken der Durchsetzungskraft. Die Vorträge der Referentinnen gaben hierzu verschiedene Einblicke, wie sie sich in Männer dominierenden Berufen behaupten mussten und welche Erkenntnisse sie daraus zogen. Das Spektrum reichte von einem kurzen Einblick in ein professionelles Coaching zur Stärkung des Selbstbewusstseins bis zur Neudefinierung des Feminismus 4.0. Die Referierenden erzählten vor allem aus ihrer eigenen persönlichen Sicht und teilten ihre Erfahrungen miteinander, sodass die zahlreichen Besucherinnen durch diese Stärke zu mehr Selbstsicherheit und Überzeugung inspiriert wurden. „Die Vorträge haben mir persönlich sehr gut gefallen, da ich viel von der Erfahrung der Frauen mitgenommen habe. Am besten fand ich den Vortrag: Erwecke die Löwin in Dir! Da die Referentin viel Stärke ausgestrahlt hat und ich sehr beeindruck von ihrer Art wurde“, meint Julia Batzdorf.

Die Referentin und Coaching-Beraterin Simone Zander („Erwecke die Löwin in Dir!“) haute viele Zuhörerinnen mit ihren drei Power-Punches vom Hocker: Die erste Devise hieß „von außen nach innen“ und war auf die äußerlichen Eigenschaften bezogen, die die inneren Charakterzüge präsentieren. Der erste Eindruck zählt und zwar immer noch, deshalb sollten Frauen sich nicht verstecken, sondern sich möglichst gut nach außen präsentieren. Auch die Stimme ist ein wichtiger Faktor gewesen, die bei dem zweiten Power Punch erhoben werden sollte, ohne zickig oder hoch zu klingen. Der Grund liegt klar auf der Hand, denn Männer präsentieren sich auch und akzeptieren einander, ohne in Gefahr zu geraten, dass sie zu Einbildung und Überheblichkeit tendieren. Als weibliche Person wird dieses Verhalten jedoch nicht von der Gesellschaft akzeptiert, denn Ästhetik und Freundlichkeit werden ihr höher angerechnet. Doch wie die Messe zeigt ist jeder Frau ihr Selfmarketing selbst überlassen. Wichtig ist dabei nicht unbedingt auf welche Weise die Person sich präsentieren möchte, sondern dass sie sich positioniert. Auch wenn die Unternehmen klischeehaft mit Nagellack und Lippenpflege Frauen zu ihren Ständen lockten, suchen sie gut ausgebildete, kluge Köpfe, deren Ideen unabhängig des Geschlechts entstehen. Führungspositionen und Managementrollen erfordern viele Eigenschaften, die Männer und Frauen besitzen. Aber ein Organisationtalent zwischen Familie und Berufsleben zu sein, ist für viele Frauen nicht leicht. Dabei wird es umso wichtiger, dass auch Frauen an der Zukunft arbeiten, wie Olga Süss erklärt. In ihrem Beispiel geht es um die Entwicklung künstlicher Intelligenz und warum bedeutend ist, wer diese entwickelt. Denn durch die Forschungen zur KI im Bereich der Gesichtserkennung am MIT hat sich gezeigt, dass weiße Männer am besten erkannt werden. Während Männer mit weißer Hautfarbe zu 100 Prozent erfasst werden, liegt die Trefferquote bei weißen Frauen bei 93 Prozent und bei dunkelhäutigen Frauen lediglich bei 66 Prozent. Dies ist zurückzuführen auf die Entwicklung der Gesichtserkennungen durch hauptsächlich hellhäutige Männer. Für die Zukunft ist es aus diesem Grund sehr wichtig, dass Frauen in sogenannten MINT-Berufen vertreten sind und aktiv an dem Wandel der Welt teilhaben. Deshalb lautet der dritte Power-Punch von Simone Zader auch: „Selbstbewusste Führung“. Frauen sollen aufhören sich klein zu machen, sich selbstbewusst geben und vor allem untereinander kommunizieren, denn so können alle Frauen ihren Traumjob erreichen.  

Auch an der BO wird Vernetzung unter Frauen in der Technik großgeschrieben. Eine nächste Gelegenheit bietet das Netzwerktreffen von „WomEngineer“ am 18. Juni 2016. Hier finden Sie nähere Informationen.