Viele Persönlichkeiten. Zwei Standorte. Eine BO.

Anspannung in Performance umwandeln

Leistungsschwimmer Lucas Matzerath studiert im Bachelorstudiengang Elektrotechnik.

Ich fang mal mit einer Frage an, die man schon im Kindergarten gestellt bekommt und die einen im Laufe des Lebens immer wieder beschäftigt: Was wollen Sie mal werden, Herr Matzerath?
Ich wollte als Kind – inspiriert durch Science Fiction - Erfinder werden. Das Elektrotechnik-Studium kommt dem schon ganz nah. Ich würd gern später in die Robotik gehen. Mein wirklicher Traumberuf wäre aber in der Filmindustrie - Creature Design mit Animatronik. Da ist dann auch ein künstlerischer Aspekt dabei. Das fände ich spannend.

Kennen Sie den Leichtbauroboter Iiwa im Labor für Robotik von Herrn Prof. Biesenbach?
Nee, den durft ich noch nicht kennen lernen…
Dann lernen Sie den nachher mal kennen. Der ist nämlich ganz cool. Das ist einer von diesen Roboter, die nicht in Käfigen sein müssen, weil der Sensoren hat, so dass der mit Menschen zusammenarbeiten kann…

Wie sieht ein typischer Freitag bei Ihnen aus?
Freitags geht’s um 7:30 Uhr bei mir los, also im Wasser, d.h. ich steh so um 6:30 Uhr auf.
Ich muss immer was frühstücken, sonst geht den Tag über bei mir nichts. Beim Frühstück muss es bei mir schnell gehen. Ich mach mir meistens einen Frühstücks-Smoothy aus einem halben Liter Milch, Banane, Haferflocken, Erdnussbutter und je nachdem noch bisschen Proteinpulver.
Dann geht’s zum Training: Erstmal zwei Stunden im Wasser und danach hab ich dann noch anderthalb Stunden Krafttraining.
Dann geh ich meistens direkt zum Mittagessen in der Mensa in der RUB. Das ist so schön praktisch.
Im letzten Semester hatte ich freitags keine Vorlesungen. Das war ganz entspannt.
Um 17:30 Uhr wärme ich mich dann auf für die zweite Trainingseinheit. Dann bin ich von 18 bis 20 Uhr wieder im Wasser.
Danach geh ich nach Hause, schnelles Abendessen und vielleicht noch ein bisschen fernsehen. Denn am nächsten Morgen muss ich wieder früh raus. Samstags ist eine der Kern-Trainingseinheiten der Woche, in der der Fokus auf Sprint liegt.

Haben Sie manchmal das Gefühl, durch Ihren rigiden Zeitplan etwas zu verpassen?
Nein. Ich bin volles Herzblut für meinen Sport. Ich weiß genau, wofür ich’s mache und die Medaille (Im August gewann Matzerath über 50 Meter die Bronzemedaille bei der Europameisterschaft in Italien.) ist der schönste Preis für meine Mühen.

Was braucht es aus Ihrer Sicht, um ein erfolgreicher Schwimmer zu sein?
Den perfekten Schwimmerkörper - lange Arme, langer Oberkörper - braucht es auch meiner Sicht gar nicht. Ich finde eigentlich, man kann das Beste aus dem machen, was man hat. Ich kenn einige Schwimmer, auch international, da sind alle Körperproportionen vertreten.
Das Wichtigste ist die mentale Einstellung: Die Bereitschaft, hart zu arbeiten und sich voll auszupowern – Schwimmen ist schließlich eine der trainingsintensivsten Sportarten. Ich hab bspw. knapp 30 Stunden Training in der Woche. Dementsprechend braucht es viel Disziplin und manchmal auch Überwindung, bspw. morgens ins kalte Wasser zu springen.

Können Sie einige dieser Qualitäten auch in Ihrem Studium gebrauchen?
Die Prüfungssituationen erinnern mich schon ein bisschen an die Wettkämpfe. Im Wettkampf wird man körperlich getestet, in der Klausur eher intellektuell. Die Nervosität ist die Gleiche.
Und gute Vorbereitung im Studium auch das A und O, um erfolgreich zu sein. Man muss investieren, Veranstaltungen nachbereiten, nochmal Themen vertiefen, sich auf die Prüfungen vorbereiten – da braucht’s auch Disziplin.
Und dann geht es darum, die Anspannung in Performance umzuwandeln. Im Wettkampf hab ich dafür meine Rituale. Ich fang an mit meinem Aufwärmen, hör dabei Musik (immer die gleiche Playlist) und wenn’s auf’s Rennen zugeht, sage ich mir „Genieß es, 100 Meter – da brauchst Du keine Minute für, dann ist es auch schon wieder vorbei. Du hast da lang für trainiert.“, so positiver Self Talk hilft ganz gut.
Vielleicht sind das auch gute Tipps für Leute mit Prüfungsangst…

Wissen Ihre Kommilliton*innen, was Sie für einer sind?!
Ich glaub nicht. Bisher hatte ich aber auch noch nicht die Gelegenheit, viele meiner Kommilitonen kennenzulernen. Meistens bin ich nur für die Vorlesungen an der Hochschule und dann geht’s gleich wieder ab zum Training.
Ich geh jetzt auch nicht damit hausieren, dass ich der Bronzemedaillengewinner der EM bin. Wenn die Leute das zufällig rausfinden, sind die meisten ein bisschen überrascht.

Sind Sie schon mal auf der Straße erkennt worden?
Nee, das noch nicht, aber das würden auch nur die Hardcore-Schwimm-Fans und ich bezweifle, dass es davon viele gibt. Da sind die Deutschen nicht so die Schwimmnation wie z.B. Australien oder Italien. Die Stimmung im Stadion in Italien war einfach unvergleichlich. Ich glaub, da haben knapp 4000 Leute zugeschaut, gejubelt und angefeuert.

Was fällt Ihnen im Studium schwer?
Das Lernen. Manchmal schieb ich Sachen auf bis zum letzten Moment und muss dann wirklich hart dran arbeiten, frei nach dem Motto „Wenn man‘s aufschiebt, ist man älter und weiser und dann geht das besser.“…

Was macht Ihnen im Studium Spaß?
Ich bin ein großer Fan der Praktika. Ich steh drauf, die praktische Anwendung zu sehen von den theoretischen Inhalten, die man in der Vorlesung gelernt hat. Bspw. in Signalübertragung bei Prof. Schwoerer – da haben wir im Praktikum ein Rauschen aus einem Audiosignal entfernt. Das fand ich cool.

Was ist Ihr nächstes Ziel … als Schwimmer?
Für die Weltmeisterschaft im Dezember in Melbourne, Australien bin ich ja bereits qualifiziert. Da schwimme ich auf der Kurzbahn, also im 25-Meter-Becken. Da würde ich gern das Finale erreichen. Auf der Kurzbahn bin ich in der Regel ein bisschen schwächer als auf der Langbahn durch die vielen Wenden.
Und im nächsten Jahr ist dann die nächste Weltmeisterschaft in Japan, dann auf der Langbahn. Da möchte ich an die EM anknüpfen und an meine Erfolge bei der letzten WM, da war ich Sechster, sowohl auf 50 als auch auf 100 Meter.  In Fukuoka will ich mich in die Medaillenränge hocharbeiten.

… als Student?
Da möchte ich möglichst gut vorankommen mit meinem Studium. Aber mit dem Trainingspensum ist das manchmal schwer unter einen Hut zu bekommen. Und auch hier möchte ich bestmöglich abschneiden. Im nächsten Semester möchte ich so viele Kurse wie möglich belegen und natürlich bestehen.

… als Privatperson?
Erstmal Urlaub zu machen.

Hier finden Sie nähere Informationen zum Bachelor Elektrotechnik. Und hier geht's zur Einschreibung.