Viele Persönlichkeiten. Zwei Standorte. Eine BO.

Rollentausch

Wenn der Student zum Chef wird...

Student Manuel Hager war dieses Jahr in einer ganz besonderen Situation: Er war noch Student am CVH und gleichzeitig zeitweilig Chef von Prof. Dietmar Gerhardt. Für sein Kooperationsunternehmen im KIS-Studium, die Johann Vitz GmbH & Co. KG (Vitzfedern), leitete er nämlich zeitgleich ein Forschungsprojekt. Dieses hatte Prof. Gerhardt mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Silvia Hacia angenommen und musste seinem Studenten nun regelmäßig Bericht erstatten…

„Das war schon eine ungewohnte Situation“, lacht Manuel Hager und Prof. Gerhardt schmunzelt „Für beide von uns. Da wir uns schon lange durch das Studium kennen, war es aber nicht so schwierig, dass jeder seine Rolle angemessen und professionell vertreten hat. “ Eine gute Teamstimmung war nämlich sowohl für ein studentisches Projekt am CVH von Manuel Hager als auch für das Forschungsprojekt im KIS-Unternehmen wichtig: Beide befassten sich mit dem gleichen Thema und hatten ein gemeinsames Ziel.

Die Lichtschranken-Messung

„Ich habe für das studentische Projekt nach einer Lösung gesucht, wie man Lochabstände auf einer Folie messen kann, ohne dafür ein Kamerasystem verwenden zu müssen“, erklärt der 27-jährige. Vitzfedern produziert Folien zur Herstellung von Katalysatoren in PKWs. In diesen Folien befinden sich hunderte von Löchern, die in Blöcken gestanzt werden. „Alle Löcher müssen genau den gleichen Abstand zueinander aufweisen. Wenn man die Folie am Ende aufrollt, müssen die Löcher haargenau übereinanderliegen. Ansonsten funktioniert der Abgasfilter nicht“, so Hager. Bislang wurde bei Vitzfedern dafür ein Kamerasystem genutzt, das aber nach über 10 Jahren Nutzung erneuert werden musste. „Das hätte uns rund 30.000 Euro gekostet. Ich wollte nachforschen, ob es nicht noch eine andere kostengünstigere Methode gibt“, so Manuel Hager.

Eine Lösungsidee hatten sie sich überlegt: Ein sensorisches System mit einer Lichtschranke könnte die Abstände messen und ein Microcontroller sollte anschließend die Abweichungen genau berechnen. Erste Versuche waren vielversprechend. „Doch natürlich reicht die Zeit für eine studentische Projektarbeit nicht dafür aus, das Ganze produktionsreif herzustellen“, erklärt Prof. Dietmar Gerhardt. Zumal hierbei das ganze mechatronische Können gefragt war: Elektrotechnik, Informatik und Mechanik müssen ganz fein aufeinander abgestimmt werden, damit auch minimale Abweichungen der Abstände erkannt und reguliert werden. Diese Aufgabe übernahm dann Prof. Gerhardt mit seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Silvia Hacia.

Technische und menschliche Herausforderungen

„Der Auftrag von Vitzfedern kam innerhalb von einer halben Stunde“, so Gerhardt. „Das ist natürlich ein großer Vertrauensbeweis, über den wir uns sehr gefreut haben. Gleichzeitig war es ein enormer Ansporn für uns, die Ausarbeitungen von Herrn Hager schnell praktisch umzusetzen und zwar in hervorragender Qualität!“ Der erste Aufbau war noch zu ungenau, insgesamt musste das Konzept zur Auswertung 2-3 Mal komplett überarbeitet werden, bis es einwandfrei lief. 1,5 Jahre hat es so von der Idee bis zur Umsetzung gebraucht. Und danach wartete die schwierigste Aufgabe im ganzen Projekt - und zwar auf Manuel Hager.

„Ich musste meine Kollegen davon überzeugen, dass unser neues Lichtschranken-System für knapp 1000 Euro genauso gut ist wie unser altes Kamerasystem für gut 30.000 Euro. Da war die Skepsis bei einigen doch schon sehr groß.“ Doch mit viel Fachwissen und seiner freundlichen Art überzeugte er letztlich das gesamte Team. Inzwischen sind 3 Stanzautomaten mit dem Lichtschranken-System bei Vitzfedern ausgestattet. „Ich denke, für alle Beteiligten war es ein Erfolgsprojekt“, so Prof. Gerhardt. „Wir haben nicht nur eine sehr kostengünstige technische Lösung erarbeitet, sondern auch unheimlich effizient, respektvoll und konstruktiv zusammengearbeitet. Ich freue mich sehr zu sehen, wie gut Manuel Hager seine Aufgabe gemeistert hat. Natürlich macht mich das als Professor auch ein wenig stolz und ich freue mich schon auf die nächsten Forschungsaufträge!“