Viele Persönlichkeiten. Zwei Standorte. Eine BO.

Der Campus als neue Heimat

Von Kamerun in die Welt – Anne Fanyim- Kamga hatte sich vor sechs Jahren jede Menge vorgenommen. Sie wollte nach Europa. Nach Deutschland um genau zu sein. Hier wollte sie Elektrotechnik studieren. Wo sollte dies besser möglich sein als im Land der Ingenieurwissenschaften? Dass sie kaum deutsch sprach – egal! Dass sie damals erst 18-Jahre alt war – egal! Dass sie ganz alleine ohne familiäre Unterstützung war – egal! Mit viel Mut, großen Ehrgeiz und nach jeder Menge überwundener Hürden ist sie inzwischen zufrieden und angekommen, am Campus Velbert/Heiligenhaus (CVH). Hier fällt sie auf: durch gute Studienleistungen und soziales Engagement…

Anne Faniym-Kamga studiert jetzt Technische Informatik am Campus Velbert/Heiligenhaus.

„Der Campus war der glücklichste Zufall meiner Reise“, lacht Anne Fanyim-Kamga. Geplant war das Studium im Herzen des Niederbergischen nämlich nicht. Ursprünglich hatte Anne Fanyim-Kamga vor, ein Studium an der RWTH Aachen zu beginnen. Dort wurde sie auch angenommen. Doch der Plan ging nicht auf: „Ich habe mir wahnsinnig viel Mühe gegeben, aber Elektrotechnik ist kein einfacher Studiengang und mit Sprachproblemen kaum zu bewältigen. Das musste ich mir leider eingestehen“, sagt sie. Nach 8 Semestern war der Frust zu groß und die 24-jährige franzözische-Muttersprachlerin brach ihr Studium ab…

„Ich habe dann gezielt nach einem englischsprachigen Studiengang hier in Deutschland gesucht und mich auch für andere Fächer geöffnet. In Aachen habe ich nämlich gemerkt, dass mir das Programmieren durchaus Freude bereitet. Hier hatte ich vorher noch keine Erfahrungen gesammelt.“

So kam auch die Bewerbung am Campus in Heiligenhaus im Fach Technische Informatik zustande. „Der Campus ist klein und übersichtlich, man wird hier hervorragend betreut. Die Professor*innen haben genug Zeit für jeden Studierenden und wir unterstützen uns auch gegenseitig, indem zum Beispiel Lerngruppen gebildet werden“, so die 24-jährige. Deshalb wagte sie zum Wintersemester 2018 dann doch noch einmal ein deutschsprachiges Studium.

Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Mit der entsprechenden Unterstützung am CVH lief es gleich viel besser. Die meisten Klausuren hat die Kamerunerin mit dem sympathischen Lachen auf Anhieb bestanden, mit guten Noten! Und der kleine Campus bot noch mehr Vorteile für sie: „Ich war zu Beginn meines Studiums in Aachen sehr einsam. „In Afrika habe ich noch Zuhause bei meinen Eltern gewohnt, da war immer jemand, mit dem ich reden konnte. Auf einmal wacht man dann in seinem Einzelzimmer auf und spricht zudem die Sprache nicht perfekt…das ist schon eine gewaltige Umstellung!“, so Fanyim-Kamga.

Das Team von WomEngineering: Anne Fanyim-Kamga, Prof. Dorothee Feldmüller und Habibe Demirel (v.l.n.r.)

Aufgeben ist aber nicht ihr Ding. In Heiligenhaus hat sie deshalb von Beginn an versucht soziale Kontakte zu knüpfen. Das Projekt WomEngineering der Hochschule Bochum kam da gerade Recht: „Ich habe selbst beobachtet, dass es heutzutage noch viele Mädchen gibt, die sich zwar für Technik interessieren, sich aber nicht trauen ein Technikstudium zu beginnen, weil dies doch eher Männersache ist“, so Anne Fanyim-Kamga. „In dem Frauennetzwerk kann ich aktiv mitarbeiten, um diesen Mädchen mehr Mut zu machen. Es ist für mich wichtig, auf meine eigene Art und Weise und mit meiner kleinen Erfahrung zu helfen, solche Klischees abzubauen und anderen Frauen zu helfen viel mehr Selbstvertrauen zu haben!“ Seit 2020 arbeitet die 24-jährige deshalb auch als studentische Hilfskraft im WomEngineering-Team. Sie organisiert Ausflüge mit oder beispielsweise Infovorträge mit Ingenieurinnen und knüpft dabei selbst natürlich auch viele wichtige Kontakte: „Meine Kommunikationsfähigkeiten haben sich auf jeden Fall verbessert, seit ich im Netzwerk aktiv bin“, lacht sie.

Kamerun - die Heimat von Anne Faniym-Kamga. Hier ist es deutlich wärmer als bei uns.

Und nicht nur das: Auch das deutsche Regenwetter macht ihr inzwischen nichts mehr aus. „In den ersten Jahren hatte ich so große Probleme, dass ich sogar an der Nase operiert werden musste. Aufgrund der kühlen Temperaturen haben sich meine Nasenmuscheln ständig entzündet… in Kamerun haben wir ja immer Temperaturen über 20 Grad.“

Anne Fanyim-Kamga kann sich inzwischen sogar vorstellen, nach dem Studium in Deutschland zu bleiben: „Ich möchte nach meinem Abschluss schon gerne noch ein paar Jahre in Deutschland arbeiten. Irgendwann will ich aber dann auch nach Afrika zurück. Dort müssen die Mädchen ja auch motiviert werden, Technik zu studieren. Die ganze Unterstützung, die ich hier erfahren habe, kann ich dann weitergeben. Darauf freue ich mich!“