World Solar Challenge 2019
In diesem Jahr müssen extrem lange Etappen überwunden werden, ohne aus dem Netz nachzuladen. Dafür wird der ThyssenKrupp SunRiser mit einer entsprechend großen Batterie versehen und geht nach 2015 erneut an den Start.
Tagebucheinträge
Zehn Tage für das Vorabteam in Sydney
Eine Woche ist es nun schon her, seit die ersten Mitglieder unseres Teams in den Flieger nach Australien gestiegen sind, um vor Ort alles für unsere Teilnahme bei der Bridgestone World Solar Challenge vorzubereiten und damit die Australienexkursion 2019 offiziell einzuläuten. Vieles ist schon passiert in dieser einen Woche, die unerwartet schnell an uns vorbeigezogen ist. Höchste Zeit also, einmal zurückzublicken und zu berichten, was wir bis jetzt alles erreicht und erlebt haben.
Aktuell befinden sich Team und SolarCar noch in Sydney. Hier sind wir am letzten Wochenende gelandet und haben unsere erste Unterkunft in Australien in einem Haus im Stadtteil Bankstown bezogen. Den ersten Abend hier ließen wir schnell ausklingen, da vielen von uns neben den zwanzig Flugstunden auch der Jetlag klar anzusehen war. Eigentlich keine Überraschung; immerhin hat man es zwischen der australischen Ostküste und Deutschland mit einem Zeitunterschied von ganzen acht Stunden zu tun.
Die Zeit in Sydney verbringt das Team komplett in seiner Unterkunft in Bankstown. Hier befindet sich quasi unsere „base of operations“, die Basis also, von der alle weiteren Aufgaben geplant und erledigt werden.
Und zu tun gab es schon Einiges. Transportfahrzeuge mussten angemietet, unsere Ausrüstung und unser SolarCar in Empfang genommen und ein ausreichendes Budget für die kommenden Tage geplant werden. Einleben mussten wir uns natürlich auch noch am anderen Ende der Welt und uns an all die Unterschiede gewöhnen, die das Land down under anderen Teilen der Welt gegenüber ausmacht.
Vorbereitung auf die lange Fahrt
Zum Anfang haben sich die meisten von uns erstmal um die Fahrzeuge gekümmert, die vor Ort angemietet wurden. Schließlich sollen unsere Mietautos uns nicht nur später durch das Outback begleiten. Auch hier in Sydney ist das Auto bereits ein absolut notwendiges Transportmittel, um die Distanzen innerhalb der Stadt zurückzulegen, die bei den Ausmaßen der größten Metropole des Kontinents sicher nicht zu unterschätzen sind. Die meisten unserer Autos waren schnell besorgt, nur die Suche nach einem Wagen, der sowohl eine Anhängerkupplung als auch genügend PS hatte, um unseren gelben Hänger durch das Outback zu ziehen, als stellte sich als mühsam heraus. Erst nachdem wir vier Tage lang alle erdenklichen Autovermietungen der Stadt abtelefoniert hatten, war unser Konvoi für die lange Fahrt vollständig.
Kaum waren die Autos gebucht und abgeholt, folgte auch schon die nächste Herausforderung durch den in Australien geltenden Linksverkehr. Kreuzungen und Kreisverkehre können den ungeübten Fahrer schnell mal verwirren, vor allem wenn man beim Abbiegen in den falschen Hebel greift und statt dem Blinker plötzlich den aktivierten Scheibenwischer vor sich hat.
Während die Vorbereitung der Mietwagen noch lief, stellte sich parallel noch eine weitere Frage, nämlich nach dem Termin und Datum, an dem wir die nach Australien verschifften Materialien, allen voran unseren thyssenkrupp SunRiser, aus dem Lager von dem von uns beauftragten Logistikunternehmen Panalpina abholen könnten. In deren Lagerhaus war nämlich alles bereits vor Ort, nachdem Panalpina selbst alle Prozeduren mit dem australischen Zoll durchlaufen und sämtliche Güter offiziell importiert für uns importiert hatte. Am Freitag, als wir schließlich alle unsere Autos organisiert hatten, fuhren wir zusammen mit dem ebenfalls in Sydney angereisten Vorabteam des SolarBuggy Projekts dorthin.
Der thyssenkrupp SunRiser ein zweites Mal Down Under
Das Verladen nahm den größten Teil des Tages in Anspruch. Sämtliche aus Bochum mitgeführten Materialien konnten bis etwa 16 Uhr auf unsere Mietwagen verladen werden und auch unser grauer Anhänger, den wir in Einzelteilen ebenfalls mit eingeführt hatten, ist inzwischen wieder vollständig zusammengebaut und bereit für die große Fahrt. Ein Wiedersehen gab es schließlich auch mit dem thyssenkrupp SunRiser, der Freitag für eine kurze Zeit aus seinem Hänger gerollt wurde und seine ersten paar Meter australischen Boden gutmachen konnte. Nur aus eigener Kraft bewegte sich der tkSR noch nicht, denn die Batterie war für die Überfahrt ausgebaut und als besonderes Gefahrgut separat verpackt worden. Mithilfe eines am Standort verfügbaren Gabelstaplers wurde sie nun wieder ins Auto eingeladen. Beim Wiedereinbau passte alles noch wie angegossen und damit kann man wohl sagen, dass der „neue“ tkSR jetzt endlich wieder in einem Stück ist.
Am Ende des Tages ging es für unser SolarCar aber erstmal wieder zurück in den Anhänger. Bis wir am kommenden Mittwoch alle zusammen nach Darwin losfahren, wird dieser erst noch auf dem Gelände von Panalpina bleiben, wo ihm bereits ein eigener Stellplatz freigehalten worden war.
Für uns gilt es jetzt noch die anstehende Fahrt zu planen und alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Um die Strecke bis in den Norden bewältigen zu können, müssen wir uns vorher noch mit den Gegebenheiten vertraut machen, die uns unterwegs erwarten. Besonders beim Befahren dünn besiedelter Gebiete sollten vorher die Orte bekannt sein, an denen man nichtsdestotrotz an Benzin, Lebensmittel oder Trinkwasser kommt.
Das Outback schon im Blick
Trotz unserer langen Liste an Aufgaben gibt es aber immer auch Tage, die wir etwas ruhiger angehen können. Dabei gibt es auch immer wieder Möglichkeiten, die Stadt selbst zu besichtigen und besser kennenzulernen, oder auch einfach nur den entspannteren Tagesablauf zu genießen. Natürlich kommt man auch nicht darum herum, Sydney zu besuchen, ohne nicht mindestens einmal das weltberühmte Opernhaus und die benachbarte Harbour Bridge zu besichtigen. Ein bisschen Sightseeing muss eben auch sein.
Und so blicken wir auf eine erfolgreiche erste Woche in Australien zurück, die zwar bereits ihre Tücken mit sich brachte, letzten Endes aber mit nicht allzu viel zusätzlichem Aufwand bewältigt werden konnte. Die Ergebnisse stimmen in jedem Fall zuversichtlich und lassen uns erwartungsvoll auf die kommende Fahrt blicken. Unterwegs wird uns neben der Wildnis des Outbacks auch noch die eine oder andere Abwechslung am Wegesrand begegnen – man darf also gespannt bleiben.
Das Vorabteam berichtet aus dem Outback
Es gibt mal wieder viel Neues von der Australienreise, diesmal nicht aus Sydney, sondern direkt aus dem Herzen des Outbacks. Das Vorabteam ist inzwischen schon wieder weit gereist und meldet sich heute aus der Opalminenstadt Coober Pedy. Hier sind wir heute Morgen angekommen, nach mehreren Tagen der Fahrt und vielen hundert Kilometern Straße. Die Wildnis des Outback hat inzwischen jeder von uns aus nächster Nähe erleben können.
Aber blicken wir nochmal zurück. Zum Zeitpunkt unseres letzten Berichts saßen wir schon mit gepackten Koffern in unserer Unterkunft in Sydney, waren im Begriff unsere Autos zu beladen und alles für die lange Fahrt zu planen. Die Vorbereitungen gingen danach weiter problemlos voran und so konnten wir die letzten anderthalb Tage vor der Abfahrt nutzen, nochmal etwas freie Zeit zu genießen, bevor es dann für gut eine Woche auf die Straße ging.
Mittwoch um sechs Uhr morgens klingelte der Wecker. Wir wollten so früh wie möglich loskommen, um trotz des Berufsverkehrs der Großstadt schon am ersten Tag einiges an Kilometern hinter uns zu bringen. Kaum hatten wir Sydney hinter uns gelassen, verlief unsere Route einmal quer über die Blue Mountains, den Nationalpark direkt außerhalb der Stadt. Wie der Name schon sagt, ist die Landschaft hier sehr gebirgsähnlich, was unsere Zugfahrzeuge entsprechend forderte. Erst im dahinter liegenden Flachland kamen wir dann etwas schneller voran.
Fast 5000 Kilometer auf der Straße
Ab jetzt galt es noch eine Tücke des Outback zu beachten: Durch den starken Wildwechsel auf den kaum beleuchteten Landstraßen durch Nutzvieh, aber auch durch wilde Tiere wie Kängurus, ist es sehr gefährlich und praktisch eigentlich unmöglich, nach Sonnenuntergang hier noch Wegstrecke mit dem PKW zu bewältigen. Wenn ein Etappenziel während des Tages also nicht erreicht wurde, muss man schon mal spontan an Ort und Stelle ein Camp aufschlagen.
In unserem Fall war das ein Campingplatz bei der Kleinstadt Dubbo. Nachdem es abends noch mehrere Probleme mit unseren Mietwagen gegeben hatte, mussten wir am Morgen die Entscheidung treffen, das Team hier schon aufzuteilen. Ein Kontingent von vier Leuten fuhr daraufhin mit dem Zug zurück nach Sydney, um ein neues Auto mit genügend Kapazität zu besorgen. Für den Rest von uns musste die Fahrt aber weitergehen. Schließlich hatten wir nach wie vor einen Termin einzuhalten, an dem der thyssenkrupp SunRiser in Darwin ankommen musste.
Mit unserem SolarCar im Schlepptau fuhren wir also wieder den ganzen Tag durchs Outback. Das erste Etappenziel sollte die Staatengrenze zwischen New South Wales und seinem Nachbarn South Australia sein. Die Fahrt verlief deutlich besser als am Vortag, was auch daran lag, dass die Blue Mountains bereits hinter uns lagen und es nun eigentlich nur noch über flaches Land ging. Beim Erreichen des Ziels machte uns aber dann der Sonnenuntergang einen Strich durch die Rechnung, der bei unserer Geschwindigkeit doch noch eine halbe Stunde zu früh kam. Also fuhren wir stattdessen unser Alternativziel an, den 50 Kilometer weiter östlich liegenden Ort Broken Hill.
Als wir am nächsten Tag von dort aus weiterfuhren, dauerte es noch etwa eine Dreiviertelstunde, bis uns ein Schild am Wegrand endlich in South Australia willkommen hieß. Danach lagen auf unserer Strecke zwar mehrere kleine Orte, größtenteils fuhren wir aber wieder durch die unbewohnte Landschaft, die uns vom Vortag schon bekannt war. Nach einer kurzen Mittagspause in Port Augusta führte unser Weg uns weiter Richtung Norden und damit zum ersten Mal auf den Stuart Highway selbst. Bevor wir am Rastplatz bei Glendambo übernachteten, konnten wir aber noch einen kurzen Abstecher zum gewaltigen Salzsee Lake Hart machen, um dort das eine oder andere Erinnerungsfoto zu schießen.
Auf dem Weg spürten wir deutlich, dass wir das Meeresklima aus der Region um Sydney immer weiter hinter uns ließen. Stattdessen ging es für uns in immer trockenere und wärmere Regionen. Besonders heiß war es heute in Coober Pedy, das mitten in der australischen Wüste liegt. Sowohl der Abbau von Opalen als auch das heiße Klima sind Gründe dafür, dass sich in Coober Pedy das Leben oft unter der Erde abspielt. Zum Übernachten waren wir in einem unterirdischen Hostel untergebracht, dessen Räume ein bisschen an ein Netzwerk aus alten Bergwerkstollen erinnern.
Zwischenstopp in der Wüste
Aber wir waren nicht alleine in Coober Pedy. Auch das Team vom Sonnenwagen Aachen ist hier vor Ort, um ihr neues Solarfahrzeug zu testen und für das Rennen vorzubereiten. Nach einem anstrengenden Tag in der Mittagshitze trafen wir uns abends zum gemütlichen Grillen und konnten dabei mal unsere ersten Erfahrungen vom Land Down Under austauschen.
Auch die übrigen Mitglieder unseres Teams waren nicht untätig. Eine Handvoll Teammitglieder ist inzwischen nach Australien unterwegs und wird bald in Adelaide ankommen, um dort das Zwischenteam zu bilden. Die Leute, die erst noch zurück nach Sydney mussten, sind inzwischen auch schon wieder auf dem Weg und werden bald mit dem Zwischenteam in Port Augusta zusammentreffen. Für sie geht es dann mit weiteren Mietwagen den Stuart Highway entlang, ebenfalls hoch nach Darwin.
Und so sind wir gerade in mehreren Gruppen unterwegs, was aber kein Problem ist. Wie es aussieht, werden wir trotzdem alle rechtzeitig in Darwin eintreffen und so wird es schon in ein paar Tagen ein Wiedersehen mit dem gesamten Team geben. Weit ist es nicht mehr bis dahin, aber auch vorher wird es sicherlich noch viel zu erzählen geben.
Nach 5000 km endlich vereint
Coober Pedy – Uluru – Alice Springs
Weiter ging es letzten Sonntag von Coober Pedy, zurück auf die Straße und noch tiefer ins Outback. Morgens hatten wir noch mit dem Team Sonnenwagen aus Aachen zusammen gefrühstückt, bevor wir uns mit Vollgas wieder auf den Stuart Highway aufmachten. Gegen Mittag überquerten wir erst die Staatengrenze ins Northern Territory und machten wenig später Rast beim Roadhouse von Kulgera. Von hier aus starteten wir zu einem kleinen Abstecher abseits der Strecke und zwar zum 250 Kilometer entfernten Ayers Rock oder Uluru, wie er in der Sprache der lokalen Aboriginies auch heißt.
Der Ausflug zu diesem gewaltigen Felsen, dem vielleicht berühmtesten Ort des australischen Hinterlands, war eine willkommene Gelegenheit, um ein paar Fotos mit dem thyssenkrupp SunRiser zu machen. Zwar hatte der tkSR 2015 schon mal die BWSC in Australien bestritten, den Uluru sah aber auch unser SolarCar zum ersten Mal. Ein weiteres Teamfoto vor beeindruckender Kulisse konnte so der Sammlung unseres Projekts zugefügt werden.
Keine Fahrt ohne Panne
Und wieder auf die Straße. Der Ausflug dauerte nur ein paar Stunden. Nächstes Zwischenziel war Alice Springs, das nach Verhältnissen anderswo höchstens als Kleinstadt gelten würde, im dünn besiedelten Northern Territory aber trotzdem nach Darwin die zweitgrößte Stadt darstellt. Bevor wir in Alice Springs ankamen, stellte sich uns aber noch eine Herausforderung in den Weg, die uns aber schon aus Albi bekannt war. Eine gute Stunde vor unserer angepeilten Ankunftszeit kam der Anhänger, auf dem unser Werkzeug transportiert wurde, plötzlich ins Stocken. Bei einem Nothalt auf dem Seitenstreifen wurde das Problem schnell klar: Einer der beiden Reifen des Hängers war geplatzt und hing eigentlich nur noch in Einzelteilen an der Felge. Jetzt musste es schnell gehen, denn die Sonne stand zum späten Nachmittag bereits niedrig am Himmel und bis es um uns dunkel wurde, konnte es nicht mehr lange dauern. Informiert über den neuen Stand der Dinge, fuhr der Rest des Vorabteams weiter nach Alice Springs, um dort die Werkstatt von Bridgestone zu kontaktieren, die als Sponsoren der World Solar Challenge den teilnehmenden Teams bei der Vorbereitung hilfreich zur Seite stehen. Bei Bridgestone wurde der tkSR untergebracht und sein Anhänger einmal komplett leergeräumt. Anschließend fuhren Hänger und Zugfahrzeug mit Volldampf zurück zum Unfallort.
Der defekte Trailer wurde schließlich in den größeren, gelben Trailer eingeladen und sicher verspannt. Zusammen mit dem Hänger im Hänger fuhren alle zusammen weiter in die Stadt, wo wir in der Abenddämmerung erschöpft aber erfolgreich ankamen. Ein paar Kilometer außerhalb von Alice Springs übernachteten wir und konnten dabei zum ersten Mal den Sternenhimmel des Outback bestaunen. Nirgendwo daheim ist die Sicht auf Sterne und die Milchstraße so klar wie hier. Ein überwältigender Anblick, der seinesgleichen sucht.
Der tkSR wurde am nächsten Morgen bei Bridgestone wieder eingeladen. Auch die Reparatur unseres defekten Hängers ließ nicht lange auf sich warten, denn in der Werkstatt war ein passender Ersatzreifen schon zur Hand. Nach nur etwa zwei Stunden konnte die Fahrt auch schon weitergehen.
Anschließend folgten dann noch drei Tage Fahrt durchs tiefste Outback, mit langen Fahrzeiten und kurzen Stopps an Campingplätzen für die Nacht. Pünktlich am Donnerstagmittag erreichte unser Konvoi schließlich Darwin. Die Nightcliff Middle School, die vor zwei Jahren schon für das Team um den thyssenkrupp blue.cruiser ihre Werkstatt zur Verfügung gestellt hatte, bot ihre Räumlichkeiten dieses Jahr erneut an. Als erster Programmpunkt in Darwin wurden SolarCar und Ausrüstung hier untergebracht, dann fuhren die Teammitglieder weiter um ihre Unterkunft zu beziehen. Hier konnten alle einmal tief durchatmen, denn die 5000 Kilometer, die uns über die letzten acht Tage gefordert hatten, liegen nun endlich vollständig hinter uns.
Nach 5000 km endlich vereint
Im Laufe der nächsten Nacht landen die Flugzeuge mit dem Hauptteam ebenfalls in Darwin. Mehrere Trips zum Flughafen sind wegen der wenigen vorhandenen Mietwagen notwendig, bis alle Teammitglieder in der Unterkunft eingecheckt sind. Wer kann, holt in der Nacht noch ein paar Stunden Schlaf nach, dann geht es am nächsten Morgen mit frischer Energie zur Werkstatt.
Die muss nur noch eingerichtet werden. Und es fehlen natürlich noch die Mitglieder des Zwischenteams, die aus Adelaide zu uns unterwegs sind. Sie haben bei Katherine übernachtet und müssen das letzte Stück der Strecke heute noch bewältigen. Gegen Mittag kommen sie schließlich auch an der Nightcliff Middle School an, wo der Rest des Teams schon auf sie wartet. Ab jetzt sind wir also alle wieder beisammen.
Und damit geht es auch gleich an die Arbeit. Über den Tag macht sich bei einigen der Jetlag bemerkbar, weswegen das Team beschließt, den ersten Tag etwas eher zu beenden. Trotzdem werden die angesetzten Aufgaben zuverlässig abgearbeitet. Abends wirft unser Küchenteam stattdessen noch den Grill an, damit der erste gemeinsame Abend in Australien entsprechend gefeiert werden kann.
Am nächsten Morgen sind aber alle wieder fit. Den ganzen Vormittag über lassen unsere Mechaniker und Elektriker den tkSR alle notwendigen Checks durchlaufen, was bedeutet, dass das Auto zum ersten Mal seit zwei Monaten Überfahrt und drei Wochen Transport durch Australien vollständig auf Herz und Nieren geprüft wird. Und das Ergebnis stimmt optimistisch. Die mechanische Seite des tkSR läuft nach wie vor wie geschmiert, besser sogar, als von Manchem erwartet. Von Seiten der Elektrik mussten vielleicht hier und da ein paar Nachbesserungen gemacht werden, ansonsten scheint aber alles Weitere in Ordnung zu sein. Und auch die Motoren melden keine großen Probleme. Es könnte also kaum besser laufen.
Vorbereitungen auf Hochtouren
Damit sind Auto und Team natürlich noch lange nicht bereit fürs Rennen. Zusätzlich zu den Checks sind auch schon die ersten Arbeiten am Auto und darum herum in vollem Gange. Gebaut wird heute der Bock, eine Art Holzstütze um das Heck des tkSR anzuheben, falls im Rennen mal ein Reifen gewechselt werden muss.
Und auch sonst hat jeder was zu tun. Die Begleitfahrzeuge werden aktuell noch fit gemacht. Dazu gehört vor allem die Reinigung vom Wüstenstaub, von dem sich einiges auf den Wagen angesammelt hat, die alle schon mehrere tausend Kilometer Outback hinter sich haben. Mit unseren Teamaufklebern werden anschließend alle vom Rennen vorgegebenen Kennzeichnungen an den Autos angebracht. Und am Chase, dem Auto, das den tkSR im Rennen direkt begleiten wird, wird zusätzlich die Ausrüstung angebracht, die zur präzisen Ermittlung unserer Rennstrategie notwendig ist.
Wir machen also schon klare Fortschritte. Der Zeitpunkt für die erste Testfahrt in Australien steht aktuell noch nicht fest, denn die Erlaubnis hierzu wird von der Regierung des Northern Territory vergeben und das nur zu bestimmten Terminen. Starten wird die Testphase aber wohl mit dem 1. Oktober. Es bleiben also noch gute zehn Tage, dann legt der thyssenkrupp SunRiser endlich wieder los. Bis dahin träumen wir vom wunderschönen Outback, auf das wir schon seit zwei Jahren hinarbeiten.
Die Vorbereitung in Darwin
Tag vier in unserer Werkstatt in Darwin. Das Team hat sich eingelebt und ist inzwischen voll im Arbeitsalltag angekommen. Morgens um sieben Uhr brechen wir am Hostel auf und kommen wenig später an der Werkstatt an, wo es für alle erst einmal Frühstück gibt, bevor in gemeinsamer Runde die anstehenden Aufgaben besprochen werden.
Dabei gehen wir in den ersten Tagen immer nach einem geregelten Muster vor. Die Checks am SolarCar, bei denen der thyssenkrupp SunRiser auf seine Fahrtüchtigkeit geprüft wird, stehen immer als erster Punkt auf der Tagesordnung. Auch später im Rennen müssen solche Kontrollen jeden Morgen erfolgen, bevor wir überhaupt losfahren können. Anschließend arbeiten die einzelnen Fachteams ihre Aufgaben ab, die Team und SolarCar bereit machen für die bald anstehenden Testfahrten.
Eine Neuerung gibt es aber an der Nightcliff Middle School, denn heute ist Montag. Zwar werden nächste Woche im Northern Territory die Ferien beginnen, aktuell teilen wir uns unsere Räumlichkeiten aber noch mit dem normalen Schulbetrieb. Trotz der ungewöhnlichen Situation können sich beide Seiten schnell miteinander arrangieren. Am nächsten Tag werden zwei unserer Teammitglieder zur morgendlichen Versammlung der Schülerschaft eingeladen, um einen kurzen Vortrag zu halten und zu erklären, was genau uns aus dem weit entfernten Europa ausgerechnet hier nach Darwin verschlagen hat. Dabei kann sich das Team gut präsentieren und im Laufe der Woche kommen immer mal wieder Schüler an der Werkstatt vorbei, um einen neugierigen Blick zu werfen auf dieses Solarauto vom anderen Ende der Welt.
Was gibt es sonst zu tun? Die finalen Arbeiten an den Motoren, Blinkern und dem Array des tkSR laufen auf Hochtouren. Und auch an den übrigen Autos wird gearbeitet. Mehrere unserer Teammitglieder sind bereits eifrig dabei, die in Sydney und Adelaide abgeholten Mietwagen mit Allem auszurüsten, was sie für die Bridgestone World Solar Challenge brauchen. Das Chase, ein Kleinbus, der im kompletten Rennen direkt hinter dem thyssenkrupp SunRiser fahren wird, bekommt eine komplette Ausrüstung zur Berechnung der Rennstrategie. Alle anderen Begleitfahrzeuge werden gekennzeichnet mit Aufklebern, die sie als Teil des Rennkonvois erkennbar machen.
Alles bereit und startklar
Donnerstag steht dann noch ein besonderer Termin auf dem Zeitplan, denn heute findet unsere erste große Simulation statt. Das heißt konkret, dass unsere Teamleitung den Ablauf des Static Scrutineering einmal komplett durchspricht, um zu sehen, wie wir uns bei der tatsächlichen Prüfung in einer Woche schlagen werden. Zahlreiche Fragen zu SolarCar, Team und Begleitfahrzeugen werden dabei gestellt, wobei es unserem Team nicht immer leicht gemacht wird. Letzten Endes fällt das Ergebnis der Untersuchung sehr positiv aus. Einzelne Unstimmigkeiten gab es wohl hier und dort, ansonsten ist die Abnahme aber erfolgreich. Bis zum tatsächlichen Scrutineering müssen die einzelnen Fehler nur noch ausgebessert werden.
Einen großen Meilenstein hält der heutige Tag aber noch für uns bereit. Am frühen Nachmittag sind soweit alle notwendigen Arbeiten am tkSR abgeschlossen und unser SolarCar ist nun endlich wieder fahrbereit. Zwar dürfen wir in Australien noch nicht auf öffentlichen Straßen unterwegs sein, zumindest auf dem Gelände der Schule kann unser Auto sich aber schon frei bewegen. So macht der tkSR im Laufe des Nachmittags seine ersten eigenen Meter in Australien und fährt dabei so zuverlässig, wie wir es schon aus Albi kennen.
Ist unser SolarCar jetzt bereit für den Rennstart? Klar ist, dass noch viele Kilometer an Teststrecken vor uns liegen, bis man das tatsächlich sicher behaupten kann. Mehrere Möglichkeiten für Testgelände sind schon jetzt gefunden. Eine offizielle Fahrerlaubnis für das Northern Territory versuchen wir über die Woche auch noch zu bekommen. Freitag geht dazu beim Teamchef ein Anruf ein. Der Beauftragte der lokalen Regierung meldet sich und kündigt an, in einer halben Stunde hier einzutreffen, um den tkSR offiziell abzunehmen.
Und wieder geht es schnell. Das Auto war eben noch durchgecheckt worden. Nun wird der thyssenkrupp SunRiser aus der Werkstatt gerollt, das Array wird ordnungsgemäß angebracht und alles wird bereit und fahrtauglich gemacht. Als der Inspektor und die Offiziellen der Bridgestone World Solar Challenge ankommen, ist alles vorbereitet für die Untersuchung. Mängel werden am Auto keine festgestellt und so haben wir als erstes Team unsere Straßenzulassung sicher. Ab dem 1. Oktober können wir endlich öffentlich mit dem tkSR fahren.
…und bald fährt der tkSR endlich los
Mit diesem positiven Fazit im Rücken beschließt das Team, sich am Samstag ausnahmsweise mal den ganzen Tag frei zu nehmen. Ausgeschlafen treffen wir uns etwas später als sonst zum Frühstück. Danach werden die Autos gepackt und es geht in den nahegelegenen Litchfield Nationalpark, ein Naturreservat mitten in den Tropen. Bei Temperaturen von fast vierzig Grad wandert das Team den ganzen Tag über durch den dichten Urwald und bekommt dabei unglaubliche Kulissen geboten, die man sonst eigentlich nur aus Filmen kennt. Auch ein paar kleine Seen gibt es, die sich direkt unterhalb von Wasserfällen angesammelt haben. Am Ende eines tollen Ausflugs kühlen wir uns im Wasser ein bisschen ab, bevor alle erschöpft aber zufrieden zurück nach Darwin fahren. Abends treffen wir uns noch für ein paar Stunden mit dem Niederländern vom Team Twente, die uns in die Unterkunft eingeladen haben, in der sie zusammen mit unseren Kollegen aus Aachen untergebracht sind und mit denen wir einen tollen gemeinsamen Abend verbringen. Auch unsere langjährige Freundin Roslyn Jan aus Sydney, die das Bochumer Team schon aus Zeiten des HansGo! kennt, haben wir dort wiedergetroffen. Trotz des schönen Abends gehen wir früh auseinander, da am nächsten Morgen schon wieder die Arbeit ruft.
Arbeit gibt es noch viel, denn jetzt stehen unsere ersten Testfahrten vor der Tür. Los geht es in zwei Tagen. Auch bis zum Scrutineering ist es nur noch eine Woche. Die Zeit läuft und unser Terminkalender ist entsprechend gefüllt. Das Team kann es kaum erwarten, mit dem thyssenkrupp SunRiser endlich rauszukommen aus der Werkstatt und auf der Straße unser Können und das unseres SolarCars unter Beweis zu stellen.
Der thyssenkrupp SunRiser rollt wieder durch Australien
„SolarCar, go go go!“ klingt es am Montag zum ersten Mal seit langem wieder aus den Funkgeräten des Teams. Der Funkspruch setzt den Konvoi aus SolarCar, Lead und Chase in Bewegung, denn der thyssenkrupp SunRiser fährt jetzt endlich wieder los. Nach der kleineren Fahrt auf dem Schulgelände bei unserer Werkstatt geht es jetzt darum, die ersten wirklichen Kilometer zu machen. Ziel ist ein kleiner Flugplatz in der Nähe des Stuart Highway. Der ortsansässige MKT Top End Flying Club hat uns ein paar Tage zuvor erlaubt, ihr Gelände ein paar Mal für unsere Tests zu nutzen.
Früh geht es am Montag los, aber bei der Abfahrt aus der Werkstatt ergibt sich gleich ein Problem. Der Hänger mit dem tkSR wird ordnungsgemäß an sein Zugfahrzeug angeschlossen. Beim anschließenden Lichttest reagieren aber keine der Lampen am Hänger. Beim genaueren Hinsehen merken unsere Elektriker, dass beim Packen ein Kurzschluss am Fahrzeug verursacht wurde. Dank gutem Teamwork und ausgezeichnetem Zusammenhalt zwischen den Teammitgliedern sind es aber nur ein paar Handgriffe, bis die Fahrzeuge sich wenig später in Bewegung setzen.
Auf dem Testgelände läuft Vieles besser. Der tkSR wird ausgeladen, durchgecheckt und macht sich direkt auf den Weg. Während mehrmals die während des Rennens auftretenden Kontrollpunkte und Notfallsituationen simuliert werden, rollt unser SolarCar zuverlässig wie eh und je über die Startbahn, mehrere Stunden lang. Am späten Nachmittag wird alles wieder eingepackt und dann geht es zurück nach Darwin. An der Werkstatt zeigt sich wieder mal echter Teamgeist, als viele von uns bis tief in die Nacht am tkSR schrauben, um alle Makel und Schönheitsfehler so schnell wie möglich zu beseitigen.
Mittwoch steht das Team früh um sechs wieder bereit zur Abfahrt. Vorgesehen ist als Teststrecke die Gunn Point Road, eine nahegelegene Landstraße, die zum gleichnamigen Küstenort führt. Diese wenig befahrene Straße ist von der Bridgestone World Solar Challenge allen Teilnehmern zum Testen zur Verfügung gestellt worden. Ein kompletter Renntag wird heute simuliert, das heißt, dass wir den ganzen Tag über, von acht bis siebzehn Uhr, die Strecke immer wieder rauf und runter fahren. Zwei halbstündige Zwischenstopps legen wir ein, damit die Begleitfahrzeuge nachgetankt werden und jeder einmal eine kleine Verschnaufpause bekommt.
Proben für den Ernstfall
Und wieder rollt der thyssenkrupp SunRiser ohne Weiteres über den Asphalt, immer und immer wieder die Straße nach Gunn Point entlang. Am Ende des Tages kommen dabei über 600 Kilometer zusammen. Der Tagessatz der Bridgestone World Solar Challenge ist also komfortabel erfüllt. Zum Schluss kann das Team beruhigt in den Feierabend gehen.
Schöne Erlebnisse liegen auch abseits der Straße. Durch den immensen Bekanntheitsgrad, den die Bridgestone World Solar Challenge in Australien und ganz besonders im Northern Territory genießt, werden wir immer wieder auf unsere Rolle dabei angesprochen. Egal ob beim Einkaufen im Supermarkt, abends im Restaurant, oder auch beim Testen selber fragen immer wieder Leute nach, ob wir denn auch beim Rennen dabei sind. Mit Begeisterung und Interesse wird dabei sowohl das Team als auch der thyssenkrupp SunRiser selbst empfangen, wodurch wir uns in diesem Land inzwischen wirklich willkommen fühlen dürfen.
Das Team auf dem Pre-Run
Auf gehts ins letzte Testwochenende, bevor nächsten Sonntag der Startschuss fällt zur Bridgestone World Solar Challenge 2019. Die größte Herausforderung, die ein SolarCar-Team bestreiten kann, steht für uns kurz bevor. Und deswegen heißt es jetzt: Üben, üben, üben. Dafür fährt das Team das gesamte Wochenende auf Testfahrt, wieder einmal auf die Gunn Point Road. Rauf und runter fährt der thyssenkrupp SunRiser die etwa dreißig Kilometer lange Landstraße, ganze zwei Tage lang.
Während wir bei unserer letzten Fahrt hier einen einzelnen Renntag simuliert haben, werden wir nun eine gesamte Etappe so realistisch wie möglich nachstellen. Dabei handelt es sich um genau den berüchtigten Streckenabschnitt von 1200 Kilometern, den die SolarCars mit einer einzigen Batterieladung bewältigen müssen. Alles wird detailgetreu nachgestellt, inklusive den Abständen zwischen den einzelnen Checkpoints. Und genau wie im Rennen stoppt der tkSR nachmittags um fünf, wird verladen und macht sich dann mitsamt Team auf zur Übernachtung.
Denn auch die gehört dieses Mal dazu. Zumindest einmal wollen wir eine Nacht im Outback nachstellen: Ohne Strom, fließendes Wasser, oder sonstige Hilfsmittel, die uns dort auch nicht zur Verfügung stehen werden. Ein Lehrer der Schule, an der sich unsere Werkstatt befindet, hat Team und SolarCar bereits liebgewonnen und bietet uns an, die Nacht auf seinem Grundstück nahe der Gunn Point Road zu verbringen. In dem riesigen Garten, der mit Palmen und exotischen Vögeln ein echtes Tropenfeeling vermittelt, hat es schließlich Platz für alle.
Die Nacht im Outback
Bei dem warmen Wetter, das sich in die Nacht fortsetzt, verzichtet das Team heute darauf, die Zelte aufzubauen. Stattdessen rollen wir eine große Plane für unsere Schlafsäcke aus, und verbringen die erste Nacht unter freiem Himmel. Die Atmosphäre des Outback ist nun tatsächlich bei uns angekommen. Am Sonntag rollt der thyssenkrupp SunRiser frühmorgens weiter und wieder die Gunn Point Road entlang. Aufgrund eines Motorfehlers müssen wir nachmittags etwas eher als geplant einpacken. Die zurückgelegte Strecke befindet sich dennoch im vierstelligen Bereich, womit der tkSR bewiesen hat, dass auch die längste BWSC Etappe ihm nichts mehr anhaben kann.
Was bleibt von zwei anstrengenden Tagen Rennsimulation? Neben dem großen, abgeschlossenen Test haben wir auch einige andere Teams getroffen, die auf der Teststrecke ihre eigenen Übungen durchführen. Samstag schon laufen uns einige Bekannte über den Weg, nämlich unsere Freunde von Agoria aus Belgien, die aktuell ihre Telemetrie noch einspielen müssen. Mehrere niederländische Teams, die wir schon letztes Jahr auf der iLumen European Solar Challenge getroffen haben, sind ebenfalls mit dabei. Und auch Team Sonnenwagen aus Aachen treffen wir im Laufe des Wochenendes immer wieder.
Zwischendurch bekommen wir Besuch vom Team SunSPEC aus Singapur, die von ihren unglücklichen Erlebnissen aus den letzten Tagen erzählen. Auf dem Weg nach Darwin wurde die Batterie ihres Autos kurzgeschlossen, worauf dieses komplett abbrannte. Die Bridgestone World Solar Challenge ist für das Team damit natürlich schon beendet. Trotzdem lassen sie es sich nicht nehmen, möglichst viele andere Teilnehmer zu besuchen und auch beim Rennen selbst immer dabei zu sein, um zumindest die Atmosphäre des Events hautnah zu erleben.
Es ist schon spannend anzusehen, wie diese völlig abgelegene Landstraße für ein paar Tage zum stark belebten Treffpunkt für SolarCar Teams aus aller Welt wird. Andere Teams und Ingenieure aus so vielen verschiedenen Ländern zu treffen, ist natürlich auch immer Teil der BWSC-Erfahrung. In dieser und jeder anderen Hinsicht freuen wir uns jedenfalls schon auf die kommenden Tage.
Der thyssenkrupp SunRiser beim Static Scrutineering
Die Stimmung ist angespannt an diesem Dienstagmorgen beim Team Bochum in Darwin. Heute ist unser Termin beim Static Scrutineering, der technischen Abnahme unseres SolarCars durch die Bridgestone World Solar Challenge. Die Prüfer der BWSC gehören nicht umsonst zu den Strengsten der Welt. Erst gestern haben wir erfahren, dass von den zwölf Teams, die am ersten Tag ihre Fahrzeuge präsentiert hatten, nur ein einziges den Test bestanden hat. Für alle anderen gab es die Statusmeldung: Re-Present. Fehler ausbessern also, um das Auto im Laufe der Woche noch einmal vorzuzeigen.
Wie sich unser Team schlagen wird, ist noch unklar. Sicher ist nur, dass wir gestern noch alles akribisch geprüft und vorbereitet haben. Immer wieder haben wir über den Tag alles auf die noch so kleinsten Mängel überprüft, hier und dort nachgebessert und alle notwendigen Dokumente wieder und wieder nachgeschlagen, dass auch ja nichts fehlt. Der thyssenkrupp SunRiser wurde an der Werkstatt gewaschen und auf Hochglanz gebracht. Eigentlich müsste man meinen, könnte jetzt nichts mehr schiefgehen. Und trotzdem steht jedem hier die Nervosität ganz klar ins Gesicht geschrieben.
Kurz vor 13 Uhr trifft das Team am Darwin Convention Centre ein, wo sich diese Woche alles um die SolarCars und das große Rennen dreht. Auf dem Weg hören wir aus dem Radio, was für ein Spektakel sich dort abspielt und dass die Einwohner der Stadt dem Startschuss genauso erwartungsvoll entgegenfiebern wie wir. Angekommen beim Scrutineering lässt sich jedes Teammitglied für die Veranstaltung registrieren, dann rollt der tkSR mit leuchtenden Scheinwerfern in die Halle.
Unter der Lupe
Und jetzt geht es auch schon los. An 14 verschiedenen Stationen wird unser SolarCar auf Aspekte wie Elektrik, Mechanik, oder Sicherheit, geprüft. Nur sieben Mitglieder unseres Teams dürfen unmittelbar dabei sein und den Prüfern unsere Arbeit präsentieren. Der Rest sieht von der Tribüne aus gespannt zu. Noch einige andere Teams sind mit uns zusammen im Convention Centre und die Anspannung ist allen Anwesenden gleichermaßen anzusehen.
Aber der thyssenkrupp SunRiser schlägt sich gut, ebenso wie das Team, das die ganze Zeit fest hinter ihm steht. Ganze sechs Stunden verbringt unser SolarCar beim Scrutineering und besteht dabei eine Station nach der Nächsten. Zum Schluss halten wir den Atem an. Die Offiziellen betrachten alles ganz genau und diskutieren über ein mechanisches Detail so lange bis die Halle für heute geschlossen werden muss. Zwei Prüfer geben uns grünes Licht, doch die letzte Zustimmung kommt nicht mehr rechtzeitig. Etwas resigniert aber erleichtert laden wir unser SolarCar ein. Es könnte schlimmer sein. Die Befürchtungen, wir müssten die komplette Nacht über noch Fehler nacharbeiten, haben sich nicht bewahrheitet.
Als unser Rennteamleiter Nico Minter am nächsten Morgen nochmal zum Scrutineering fährt, dauert es nur eine halbe Stunde, bis er den Sticker mit der Aufschrift „Dynamic Ready“ ausgehändigt bekommt. Damit haben wir die erste Hürde der Rennqualifizierung genommen. Weiter geht es Samstag mit der zweiten großen Prüfung, dem Dynamic Scrutineering.
Wieder einmal Gunn Point Road
Dynamic Scrutineering heißt, unser Auto muss eine Probefahrt auf einer nahegelegenen Rennstrecke, dem Hidden Valley Race Track, absolvieren. Damit die genauso glatt läuft, wird vorher nochmal getestet. Einige Kilometer wollen wir daher am Mittwoch auf der Gunn Point Road noch machen. Danach wird der SunRiser auch noch auf dem Race Track selbst ein paar Probefahrten machen. Es steht also noch viel an.
Das Dynamic Scrutineering für die Bridgestone World Solar Challenge
Während um uns herum das Stadtzentrum von Darwin noch tief und fest schläft, geht es für unser Team am Samstag frühmorgens wieder los. Heute steht unsere nächste große Prüfung an, nämlich das Dynamic Scrutineering. Zum letzten und endgültigen Test treffen sich heute die SolarCar Teams aus aller Welt am Hidden Valley Raceway, bevor morgen endlich der Startschuss zur Bridgestone World Solar Challenge fällt.
Der Weg hierhin war mal wieder nicht leicht. Seit wir vor drei Tagen das Static Scrutineering bestanden hatten, haben uns immer wieder Probleme mit den Motoren des thyssenkrupp SunRisers zu schaffen gemacht. Kein Tag ist seitdem vergangen, ohne dass einige von uns auch noch in der Nacht weiterarbeiten mussten, damit unser SolarCar pünktlich zum Samstag bereit ist, sich beim Dynamic Scrutineering zu beweisen. Nach langer Überlegung mussten wir die schwerwiegende Entscheidung fällen, von nun an mit den bisher jetzt kaum getesteten Ersatzmotoren zu fahren.
Unser offizielles Programm beginnt am Samstag mit einem Briefing, in dem unter anderem die Startreihenfolge der Teams für den Tag ausgelost wird. Tatsächlich haben wir Glück, denn der tkSR wird erst gegen Ende des Scrutineerings an die Reihe kommen, sodass vorher noch etwas Zeit bleibt, um die neuen Motoren zu testen. Die Nervosität erreicht ihren Höhepunkt, als wir ein paar Stunden später zusammen mit unserem SolarCar den Weg in Richtung Rennstrecke antreten, wo schon den ganzen Vormittag über verschiedene Teams aus allen Teilen der Welt ihre Solarautos in Aktion präsentieren.
Letzter Tag der Vorbereitung
Angekommen an der Strecke reiht der tkSR sich in die Aufstellung ein und rollt nach einigem Warten schließlich an die Startlinie. Nach einer ersten Proberunde durchläuft jedes SolarCar eine „schnelle“ Runde, bei der die Fahrer versuchen müssen, eine Bestzeit auf dem Race Track aufzustellen, nach der die Startposition der Teams beim morgigen Rennstart bestimmt wird. Als unser SolarCar loslegt, wird es vom ganzen Team eifrig angefeuert. Sobald der tkSR gestartet ist, stellen wir uns alle an der Absperrung direkt neben der Strecke auf. Beide Male, die das SolarCar an uns vorbeiflitzt, applaudieren wir, jubeln und machen ordentlich Lärm, um unseren Fahrer anzufeuern.
2 Minuten und 32 Sekunden zeigt die Stoppuhr, als unser Fahrer Furkan Filiz den tkSR über die Ziellinie jagt. Auch der anschließende Slalomparcours mit Bremstest bereitet ihm kein Problem und dann ist es auch schon geschafft. Damit sind wir endgültig für das Rennen qualifiziert.
Von vielen anderen Teams hören wir anschließend, dass der Tag auch bei ihnen gut verlaufen ist und so sind nachmittags alle gut gelaunt im Hidden Valley. Es gab noch ein paar Änderungen in den Fahrzeugklassen, die manche Teams noch gewechselt haben. So tritt nun zum Beispiel das Team TAFE South Australia in der Adventure Class an. Statt einem herkömmlichen Challenger oder Cruiser haben sie ein SolarCar gebaut, das einen eigenen Solaranhänger zieht, der eine Solarfläche von ganzen 16m² aufweist.
Nachdem wir unsere Sachen für morgen gepackt und vorbereitet haben, laden uns unsere italienischen Nachbarn von Onda Solare noch auf einen Kaffee ein, den viele von uns dankend annehmen. Ausklingen lassen wir den Tag beim gemeinsamen Pizzaessen.
Nicht für alle Teammitglieder endet damit der Abend. Ein paar von uns bleiben mal wieder bis tief in die Nacht beim Auto, dieses Mal um den Ladevorgang der Batterie zu überwachen. Die muss bis morgen früh wieder ganz voll sein, damit der tkSR ohne nachzuladen in zwei Tagen das 1000 Kilometer entfernte Tennant Creek erreicht. Erst zwischen vier und fünf Uhr morgens treffen die Letzten am Hostel ein und versuchen, ein paar letzte Stunden Schlaf in Darwin zu bekommen, bevor morgen wirklich das große Rennen losgeht.
Los geht’s ins Outback
Endlich ist der große Tag gekommen. Die Bridgestone World Solar Challenge 2019, das Rennen, auf das unser Team seit fast zwei Jahren hingearbeitet hat, nimmt heute Morgen in Darwin seinen Anfang. Um keine Sekunde zu spät zu kommen, ist unser Team früh wie immer auf den Beinen. Bei aller Aufregung konnten die Meisten ohnehin nicht besonders gut schlafen. Ohne Umwege fahren wir von unserer Unterkunft zum Rennstart auf dem Platz vor dem lokalen Parlamentsgebäude.
Und dort ist auch schon viel los. Obwohl es noch früh und am Wochenende ist, haben sich hunderte Menschen am Parlament eingefunden, um die Solarautos aus aller Welt zu bestaunen und der Startzeremonie beizuwohnen. Dazu kommen natürlich noch die Mitglieder von über 40 Teams. Immer wieder beantworten wir interessierte Fragen zu Geschwindigkeit, Leistung und Erscheinungsbild unseres thyssenkrupp SunRisers und was ihn von beispielsweise den Fahrzeugen der Challenger Klasse unterscheidet. Ein Rennteilnehmer fehlt aber leider, denn das Lodz Solar Team aus Polen hat gestern nicht das komplette Dynamic Scrutineering überstanden. Kurz vor Schluss war ihrem Auto Eagle Two die Vorderachse gebrochen, was vor Rennstart unmöglich repariert werden konnte.
Dann beginnt pünktlich um halb neun das Rennen. Von dem Parlamentsplatz aus fahren die SolarCars eins nach dem anderen zur Startlinie, wo ihre Rennkonvois schon auf sie warten. Mit dabei ist auch der langjährige Leiter der BWSC Chris Selwood, der jedes Solarfahrzeug kurz der Menschenmenge vorstellt, bevor er das Team verabschiedet und allen viel Glück auf ihrem Weg nach Adelaide wünscht. Unserem Team gratuliert er außerdem noch zu unserer Entscheidung, den modifizierten tkSR aus Gründen der Nachhaltigkeit ein zweites Mal zu verwenden.
Und nun macht sich der thyssenkrupp SunRiser auf den Weg. Die Kolonne von SolarCars verlässt Darwin und fährt nach einigen Kilometern auf den Stuart Highway. Einen Zwischenfall gibt es noch beim Team der Universität Stanford, deren Solarfahrzeug nach den ersten Kilometern durch einen Batteriebrand außer Gefecht gesetzt wurde. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, aber auch hier scheidet durch den irreparablen Schaden ein weiteres SolarCar aus dem Rennen aus.
Ein holpriger Start
Der thyssenkrupp SunRiser prescht währenddessen unaufhaltsam voran und lässt die Region um Darwin bald schon hinter sich. Unterwegs sehen wir ständig Leute am Straßenrand, die uns zuwinken und Fotos machen. Manche haben sich sogar Campingstühle mitgebracht, um von dort aus entspannt das gesamte Feld vorbeiziehen zu sehen. Bilder, die ein bisschen an Fernsehübertragungen von Radrennen oder ähnlichen Sportevents erinnern.
Erster Kontrollstopp ist heute das 300 Kilometer von Darwin entfernte Katherine, wo der tkSR gegen Mittag eintrifft. In der halbstündigen Pause, in der eigentlich keine Arbeiten am Auto durchgeführt werden dürfen, müssen zwei Teammitglieder trotzdem kurz etwas daran richten. Der Tracker, den wir von der BWSC erhalten haben, funktioniert nicht richtig und muss ausgetauscht werden. Da der Fehler aber nicht bei uns lag, dürfen wir trotzdem ohne Weiteres am Ende der 30 Minuten ungestört weiterfahren.
Weiter Richtung Süden
Unser Ziel ist es, jetzt auch noch den zweiten Kontrollpunkt bei Daly Waters anzufahren, bevor um 17 Uhr die Zeit abläuft und wir unsere Fahrt für die Nacht unterbrechen müssen. Den ganzen Nachmittag rollt der tkSR dafür, Stunde um Stunde den Stuart Highway entlang, nur um dann am Ende doch wieder von technischen Problemen ausgebremst zu werden. Etwa eine halbe Stunde bevor wir planmäßig Daly Waters erreichen sollen, wird der Rennkonvoi zum Halten auf dem Seitenstreifen gezwungen.
Vor Ort gelingt es uns nicht, den Fehler zu ermitteln und noch dazu ist es jetzt auch schon nach 17 Uhr. Resigniert muss das Team Auto und Ausrüstung wieder verladen, um für die Nacht zu einem nahen Rastplatz zu fahren. Der Wagen wird heute Abend wieder fahrtüchtig gemacht, aber Daly Waters wird bis morgen früh auf uns warten müssen.
Trotzdem fällt das Fazit für den Tag positiv aus. Von 3000 Kilometern sind nun etwa 540 geschafft, also etwas mehr als ein Sechstel der Strecke. Das Ziel, bis morgen Abend die erste Tausend vollzumachen scheint auch durchaus realistisch und die Tatsache, dass wir uns unseren Schlafplatz mit mehreren anderen Teams teilen zeigt, dass die Panne uns nicht allzu weit zurückgeworfen hat. Bisher läuft eigentlich alles nach Plan, was hoffen lässt für die übrigen Tage.
Die lange Fahrt geht weiter
Wie schon am Vortag erwartet, ist der thyssenkrupp SunRiser an diesem Morgen wieder fit für die Weiterfahrt. Grund unserer gestrigen Probleme war ein kleiner Defekt an einem elektrischen Modul. Unser Team musste gestern nach dem Abendessen ein paar Stunden lang Hand anlegen, aber dann lief der thyssenkrupp SunRiser auch schon wieder. Und in guter Verfassung rollt unser SolarCar pünktlich um acht Uhr morgens wieder auf den Stuart Highway und macht sich auf den Weg in die zweite Etappe.
Gestern wollten wir noch den Checkpoint bei Daly Waters erreichen, wurden aber kurz vorher durch die Panne unseres SolarCars gestoppt. Heute fährt der tkSR keine halbe Stunde, bis wir mit dem Team auf dem Parkplatz des örtlichen Roadhouse unsere halbe Stunde Pause einlegen. Hier treffen wir auf die anderen Teams, die gestern Abend bei uns in der Nähe übernachtet haben. Nur das Team aus Eindhoven, das momentan das Feld anführt, ist bei unserer Ankunft schon wieder unterwegs. Vor Ort sind unter anderem noch die Mitglieder von Team Minnesota aus den USA, die wie wir in der Cruiser Class starten. Gegenseitig wünschen wir uns viel Glück, bevor es auch schon weitergeht.
Was folgt, ist eine eintönige Etappe durchs tiefste Outback, die keine weiteren Zwischenstopps kennt und erst im 400 Kilometer weiter südlichen Tennant Creek endet. Hier befindet sich der erste von zwei Ladestopps, an dem wir bis 14 Uhr eintreffen müssen, wenn wir keine Strafpunkte bekommen wollen. Müdigkeit und Langeweile setzen bald bei einigen Teammitgliedern ein. Denn auch wenn wir natürlich froh sind, dass der thyssenkrupp SunRiser wieder so gut und zuverlässig fährt wie gestern, gibt es gerade nicht viel zu tun für die meisten von uns.
Abwechslung bringen nur die drei Überholmanöver, die unser Rennteam im Laufe des Tages durchführen muss und ein Oversized Vehicle auf der gegenüberliegenden Fahrbahn, das uns aber keine weiteren Probleme bereitet. Und auch Safety Pete, der Sicherheitsbeauftragte der BWSC, hilft uns die Einöde zu überstehen, indem er von seinem Safety-Car aus immer wieder Teams anfunkt, sich erkundigt, ob alles in Ordnung ist und uns Mut zuspricht für die kommenden Kilometer.
Weiter bis Tennant Creek
Kurz vor Tennant Creek kommt aber nochmal Aufregung in die Sache. Am Rastplatz Threeways sind aktuell Bauarbeiten im Gange. Den betroffenen Streckenabschnitt dürfen nur alle paar Minuten für einen kurzen Zeitraum Fahrzeuge passieren und als der thyssenkrupp SunRiser hier eintrifft, zeigt die Baustellenampel gerade noch sieben Minuten. Und das alles, wo doch fast schon 14 Uhr ist und wir ohnehin knapp in der Zeit liegen. Einige andere Cruiser Teams stehen ebenfalls an und bald schon stellt sich die Frage: Kommt nun keiner von uns rechtzeitig am Ladestopp an? Am Ende müssen die SolarCars wohl noch den letzten Streckenabschnitt in ihren Hängern verbringen und damit automatisch ans Ende der Gesamtwertung zurückfallen.
Aber dazu kommt es nicht. Als die Ampel auf Grün springt, machen sich alle sofort auf den Weg und bringen die letzten Kilometer des Tages hinter sich. Als unser Team in Tennant Creek eintrifft, sind seit 14 Uhr knappe 10 Minuten vergangen. Die kurze Verspätung wird am Ende des Rennens wahrscheinlich unsere Gesamtpunktzahl verringern, was aber noch in Klärung ist, da diese durch die Baustellenampel überhaupt erst zustande gekommen ist.
Vor Ort werden wir ordnungsgemäß von Observern empfangen und machen uns gleich daran, über das Solararray wieder die Batterie zu laden. Gleichzeitig macht sich ein Teil des Teams auf zu einem nahegelegenen Campingplatz. Hier gibt es immerhin eine Küche, Duschen und sogar einen Pool, an dem das Team nach zwei anstrengenden Renntagen sich im kalten Wasser abkühlen kann. Nach Sonnenuntergang beginnt für den tkSR und alle anderen Fahrzeuge der Cruiser Class der eigentliche Ladevorgang an öffentlichen Ladesäulen. In der Zwischenzeit kann der Rest des Teams selbst mal etwas Energie nachladen. Bei der anstehenden zweiten Etappe, diesen berüchtigten 1200 Kilometern bis Coober Pedy, werden wir sie auf jeden Fall brauchen.
Tiefer ins Herz des Kontinents
Mit dem Ende der letzten Etappe fahren wir in der Cruiser Class weiter vorne mit. Nach einer kurzen Nacht in Tennant Creek versammeln wir uns am nächsten Morgen kurz vor Sonnenaufgang am Checkpoint, um den thyssenkrupp SunRiser bereit zu machen für die anstehende Etappe. Team Eindhoven ist bereits vor Ort als wir eintreffen, mehrere andere Teams stoßen bald dazu.
Die Cruiserfahrzeuge stehen aufgereiht am Straßenrand, als um acht Uhr der Startschuss fällt zur Abfahrt. Als erstes fährt SolarCar Stella Era aus Eindhoven ab, dann rollt der tkSR direkt hinterher. In den nächsten Minuten macht sich ein Cruiser nach dem anderen wieder auf die Reise. Challenger sehen wir in Tennant Creek nur vereinzelt. Für sie liegt hier nur ein halbstündiger Kontrollstopp, von dem sie sich schnell wieder auf den Weg machen.
Damit, dass nach dem Ladestopp letzte Nacht das Feld der Cruiser wieder nah beieinander ist, wird es zu Beginn zu einigen Überholmanövern kommen. Ziel ist es, weiter nach vorne zu kommen und so beginnt schon kurz nach Abfahrt die Aufholjagd auf den Favoriten aus Eindhoven. Tatsächlich schlägt sich der tkSR nicht schlecht und kommt der Führung immer näher. Zwischenzeitlich schließen wir so weit auf Eindhoven auf, dass im Konvoi schon das Kommando gegeben wird, den Überholvorgang einzuleiten. Die Spannung bei allen Teammitgliedern ist schon fast unerträglich, aber dann passiert das Unglück: Der thyssenkrupp SunRiser meldet einen platten Reifen und muss schnellstmöglich von der Straße gebracht werden.
Schnell reagieren auf Rückschläge
Bei nächster Gelegenheit kommen wir auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Sofort sind alle in heller Aufregung, zum Chaos kommt es aber nicht. Der Reifenwechsel wird umgehend eingeleitet und jeder im Rennteam hat dabei seine Aufgabe. Die vielen Übungen für den Ernstfall zahlen sich spätestens jetzt aus und in Rekordzeit ist der tkSR wieder fahrbereit und schwingt sich zurück auf die Straße. Obwohl der Reifenwechsel so schnell ging, sind wir währenddessen von allen anderen überholt worden und die Aufholjagd beginnt von vorn.
Der tkSR fährt zuverlässig weiter, bis das Solararray anfängt, Probleme zu machen. Nur ein Bruchteil der eingebrachten Energie scheint bei der Batterie anzukommen. Im regen Funkkontakt zwischen den Begleitfahrzeugen wird nach möglichen Fehlerursachen und Lösungsmöglichkeiten gesucht. Auch einen kurzen Stopp zur Fehlerbehebung müssen wir noch einlegen. Wichtige Minuten gehen dabei verloren.
Aber wieder fährt unser SolarCar schnell und verlässlich weiter und wieder schaffen wir es, mit dem Rest des Feldes mitzuhalten. Zwischenzeitlich passieren wir die Devils Marbles, eine berühmte Felsformation direkt am Stuart Highway. Anhalten für ein paar Fotos kann unser Rennkonvoi aber natürlich nicht. Der nächste Haltepunkt liegt erst in einem Park in Alice Springs, einer Stadt ganz in der Mitte des Kontinents und etwa auf halber Strecke für die BWSC. Nach einigen Schwierigkeiten bei der Einfahrt kommen wir kurz nach den Teams IVE und Sunswift an. Eindhoven ist nicht mehr hier; scheinbar ist uns Stella Era schon wieder vor der Nase weggefahren. Zehn Minuten nach unserer Abfahrt aus Alice Springs hält die Strecke noch eine Tücke für uns bereit, denn hier liegt die einzige Abbiegung auf dem gesamten Stuart Highway. Folgt man dieser nicht, würde man stattdessen in einer Sackgasse landen, an deren Ende lediglich der örtliche Flughafen liegt. Wir haben uns aber schon im Voraus darauf vorbereitet und fahren dementsprechend auch korrekt rechts ab in Richtung Adelaide.
Danach ist das Rennende für heute kaum mehr als eine Stunde entfernt. Zeit also, uns nach einem Rastplatz für die Nacht umzusehen. Am Ende verschlägt es uns an das Roadhouse bei Stuarts Well. Kurz vor unserer Ankunft funkt uns der Konvoi von Team Sunswift an und fragt, wo wir die Nacht verbringen werden. Tatsächlich steuern beide Teams denselben Ort an und so verabschieden wir uns mit einem kurzen „bis gleich“, bevor wir am Rastplatz ankommen und uns gegenseitig zu dem erfolgreichen Tag beglückwünschen.
Die nächste Nacht im Outback
Team IVE ist auch schon vor Ort als der tkSR eintrifft. So wird das kleine Stuarts Well für eine Nacht zum belebten Treffpunkt für SolarCar Teams, die sich über den bisherigen Rennverlauf austauschen und gemeinsam erwartungsvoll auf die nächsten Tage blicken. Es ist immer wieder toll zu sehen, was für eine freundschaftliche Atmosphäre zwischen den eigentlichen Konkurrenten bei diesem Event herrscht und wie man sich immer wieder gegenseitig ermutigt und motiviert.
Die 1200 Kilometer bis Coober Pedy liegen nun ziemlich genau zur Hälfte hinter uns. Sollte der morgige Tag aber ähnlich verlaufen, kommen wir wie geplant in der Opalminenstadt an und haben damit den schwierigsten Teil der Route geschafft. Ein Ziel, das wir auf jeden Fall klar vor Augen haben.
Mit der Sonne, gegen die Zeit
Heute steht uns der härteste Tag der gesamten Bridgestone World Solar Challenge 2019 bevor. Die erste Hälfte der 1200 Kilometer langen Etappe von Tennant Creek nach Coober Pedy haben wir gestern erfolgreich gemeistert, aber jetzt müssen wir die gleiche Strecke nochmal hinter uns bringen und das mit deutlich niedrigerer Batterieladung. Im Grunde ist es dieser Tag, auf den unser Team schon monatelang hinarbeitet.
Die Vorgaben der BWSC sind klar. Bis 16:30 Uhr sollten alle Teams den Ladestopp bei Coober Pedy erreichen, danach kommt es zu Punktabzügen. Wer bis 17 Uhr nicht ankommt, kann sich hier schon komplett aus dem Rennen verabschieden. Kein Wunder also, dass die Stimmung im Team heute Morgen alles andere als entspannt ist.
Die Abfahrt der drei Cruiser Teams von Stuarts Well beginnt wie immer morgens um acht Uhr. IVE und Sunswift fahren um Punkt acht von der Raststätte ab. Wir müssen uns noch drei Minuten lang gedulden, die wir gestern Abend zu spät angekommen sind und die jetzt nachgeholt werden müssen. Aber dann macht sich auch der thyssenkrupp SunRiser wieder auf den Weg. Die Fehler von gestern wurden inzwischen behoben und bei Abfahrt scheint alles beim SolarCar wieder rund zu laufen. Trotzdem blicken wir alle wie gebannt auf die Werte, die uns unser Auto auf allen möglichen Bildschirmen zukommen lässt, dass auch ja alles im grünen Bereich bleibt. Denn heute darf nun wirklich nichts schiefgehen.
Aber genau dazu kommt es. Noch bevor wir den 180 Kilometer entfernten Checkpoint bei Kulgera anfahren können, fällt einer der Motoren aus. Bei einem Stopp am Straßenrand wird versucht, diesen neu einzulesen und so wieder in den Griff zu bekommen, aber auch diese Maßnahme löst das Problem nicht. Am Ende bringt nur einer der beiden Radnarbenmotoren das SolarCar zum Checkpoint; der andere wird zuletzt gar nicht mehr genutzt. Im Anschluss an den Checkpoint muss einer der Wechselrichter komplett ersetzt werden.
Die Arbeiten kosten uns etwa eine Viertelstunde, aber dann läuft das Auto wieder. Die Zeit läuft uns jetzt schon davon, auch wenn noch nicht einmal Mittag ist. Jedem im Team steht die Anstrengung ins Gesicht geschrieben, wobei alle das Gleiche denken: Jetzt bloß nichts anbrennen lassen.
Kurz hinter Kulgera begrüßt uns ein großes Schild am Straßenrand, mit „Welcome to South Australia“. Nach fast vier langen Wochen lassen wir das Northern Territory endgültig hinter uns. Das erfordert einige Umstellungen, wie zum Beispiel die zulässige Höchstgeschwindigkeit, die nun nur noch 110 statt 130 km/h beträgt. Auch die Uhren sollten eine Stunde vorgestellt werden, was wir mit unseren aber nicht tun, denn die Abläufe des Rennens werden nach wie vor in Darwin Time gemessen.
Der Härtetest für Team und SolarCar
Nun kommt bis Coober Pedy kein einziger Zwischenstopp mehr; das Rennen wir zu einer einzigen Ausdauerprüfung. Zum Ende hin wird die Batterie immer schwächer. Die Komplikationen des Tages, sowie ungünstige Wetterlagen mit Wolken und Wind, haben den tkSR stärker beeinflusst als gedacht.
Nun wird es richtig heikel und beim Team steigt mit jeder Minute die Nervosität. So wird jetzt schon gefunkt: Schaffen wir es überhaupt bis 17 Uhr? Zuerst fallen die Antworten noch positiv aus, aber gleichzeitig muss unser SolarCar die Geschwindigkeit immer weiter drosseln, von 80 auf 70 und bis runter auf 60 km/h. Die Ankunftszeit von 16:30 erscheint immer unrealistischer. Und auch 17 Uhr, sagen jetzt viele, wird knapp.
Was tun? Die Fahrer im SolarCar melden immer niedrigere Batteriestände, die schon sehr nahe an die Schmerzensgrenze reichen. Gleichzeitig blickt der Rest des Teams zähneknirschend auf die verbleibende Strecke. 50 Kilometer sind es irgendwann noch, das sollte doch wohl zu schaffen sein. Gleichzeitig läuft uns aber auch die Zeit davon. Die letzte Deadline rückt immer näher.
Es gäbe da noch eine Möglichkeit. Wenn wir den tkSR in den Anhänger verladen, könnte dieser mit Höchstgeschwindigkeit nach Coober Pedy flitzen und somit die Etappe noch rechtzeitig abschließen. Wir würden dann in der Wertung nach hinten fallen, wären aber nicht komplett ausgeschieden.
40 Kilometer noch. Dann 35. Irgendwann wird klar: Der tkSR schafft es nicht aus eigener Kraft. Der gelbe Hänger fährt an die Spitze des Konvois, hält an und wird sofort fürs Einladen des Autos bereit gemacht. Minuten später kommt der tkSR am Haltepunkt an, wird verladen und verspannt, der Hänger umgehend wieder verriegelt. Weniger als eine halbe Stunde bleibt nun, bis wir spätestens ankommen müssen und das Zittern beginnt von Neuem.
Im Wettlauf mit der Zeit schießt unser Konvoi nach Coober Pedy. Als unser Konvoi beim Checkpoint vorfährt melden wir uns umgehend bei den anwesenden Event Officials. Es ist jetzt 16:55 Uhr.
Aufatmen – aber nicht ganz
Wir beenden den Tag mit gemischten Gefühlen. Das absolut schlimmste Szenario konnte noch einmal abgewendet werden. Wir fahren weiterhin bei der BWSC mit und werden auch zur finalen Etappe nach Adelaide wieder antreten. Die Strafen aus 26 Minuten Verspätung und der 30 Kilometer langen Strecke, die das SolarCar im Anhänger verbracht hat, werfen uns aber unvorstellbar weit zurück. Der Weltmeistertitel, vor ein paar Tagen noch zum Greifen nahe, ist plötzlich in weite Ferne gerückt.
Natürlich denkt hier niemand daran aufzugeben. Auch morgen und übermorgen werden wir uns wieder beweisen und das Rennen zu Ende bringen. Wie am Ende das Ergebnis aussieht, kann ohnehin noch niemand genau sagen, denn auf 800 Kilometern verbleibender Strecke kann schließlich immer noch viel passieren.
Kein Kilometer verschenkt
Als wir in Coober Pedy aufwachen, ist die Stimmung im Team immer noch gedrückt. Wir haben einen weiteren langen Tag auf der Straße vor uns, aber die Fehlschläge von gestern machen dem ein oder anderen schwer zu schaffen. Trotzdem stehen wir früh auf und machen uns auf den Weg zum Start.
Was uns in Coober Pedy außerdem überrascht hat ist die plötzliche Kälte. Gestern noch haben wir in der Wüstenhitze übernachtet, nun sind es kurz vor Sonnenaufgang gerade mal acht Grad auf unserem Campingplatz. Nach so vielen Wochen im heißen Tropenwetter fühlen wir uns auf einmal wie im tiefsten Winter. Sobald es draußen hell ist, wird wie immer das Array zur Sonne ausgerichtet, um über die Zellen so viel Energie wie möglich zu bekommen, bevor die Tagesetappe losgeht.
Wir starten heute übrigens nicht aus Coober Pedy selbst. Tatsächlich haben wir erfahren, dass die BWSC aufgrund der Wetterverhältnisse gestern beschlossen hat, den Cruiser Teams eine halbe Stunde mehr Zeit zu geben. Informationen, die bei uns nie ankamen, mit denen wir aber sicherlich die Etappe noch hätten schaffen können. Jetzt fahren wir etwa 30 Kilometer Richtung Norden, bis hin zu der Stelle, an der wir gestern den thyssenkrupp SunRiser in seinen Hänger verladen haben. Dort angekommen, wird der tkSR ausgeladen und rollt in entgegengesetzter Richtung los. So holen wir alles nach, was wir gestern verpasst haben und hoffen, diese 30 Kilometer doch noch angerechnet zu bekommen.
Viel Klärungsbedarf zur Wertung
Unser SolarCar fährt wieder ohne Probleme. Auf unserer Etappe passieren wir nicht nur Coober Pedy, sondern bringen weitere 600 Kilometer hinter uns und fahren dabei die einzigen verbleibenden Checkpoints in Glendambo und Port Augusta an. In Glendambo spricht uns der Teamchef von Sunswift an. Er sagt uns, dass für sein Team unsere Einwände zu gestern völlig verständlich sind und sie voll und ganz hinter uns stehen bei unserem Versuch, die Etappe nach Coober Pedy doch noch angerechnet zu bekommen. Ein äußerst kollegialer Moment, für den wir uns entsprechend bedanken.
Aber es gibt noch etwas Neues. In der anderen Fahrzeugklasse, der Challenger Class, gab es einen folgenschweren Unfall. Der haushohe Favorit und Erster im Feld, das niederländische Team Vattenfall, hat als dritter Teilnehmer sein SolarCar an ein Batteriefeuer verloren. Kurz vor Adelaide ist ihr Fahrzeug komplett ausgebrannt, aber auch hier wurde glücklicherweise niemand verletzt.
Mit den Informationen machen wir uns wieder auf den Weg und erreichen am Nachmittag Port Augusta. Leider müssen wir hier von den Event Officials erfahren, dass unsere Beschwerde erfolglos war und wir dennoch die gestrige Etappe nicht nachträglich angerechnet bekommen. Enttäuschung macht sich breit. Aber wir erfahren auch, dass wir trotzdem noch an vierter Stelle stehen. Es lohnt sich auf jeden Fall, das Rennen jetzt auch noch zu Ende zu fahren.
Genau das wollen wir jetzt. Eine gute halbe Stunde Rennzeit bleibt uns für heute noch bei unserer Abfahrt aus Port Augusta. Die nutzen wir so gut wie möglich und machen nochmal etwas Strecke gut. Am Ende steuern wir einen Rastplatz am Straßenrand an. Verbleibende Distanz zur Ziellinie sind jetzt noch 260 Kilometer. Morgen Vormittag also sollten wir in Adelaide ankommen.
Wie es der Zufall will, fährt kurz hinter uns noch ein Team am Rastplatz vor, nämlich unsere Kollegen der University of Minnesota, die wir schon mal an ein paar Checkpoints getroffen haben. Beim gemeinsamen Begutachten unserer Umgebung, fällt uns ein ausgebrannter Haufen aus Asche und Karbon am Feldrand ins Auge. Beim genaueren Hinschauen entdecken wir die Kennzeichnung „Nuna X“ und müssen schlucken. Vor uns liegen also die Überreste des Challengers von Team Vattenfall, der erst vor ein paar Stunden hier ausgebrannt ist.
Letzter Abend im Outback
Da wir aber einmal hier sind, verabreden wir uns mit Team Minnesota zum gemeinsamen Abendessen. Geschichten von der Reise werden erzählt und die ersten Teamshirts heute getauscht. Trotz der ernüchternden Ergebnisse ist die Stimmung heute Abend deutlich entspannter als in den letzten Tagen. Kurz vor dem Ziel zu stehen, lässt uns allen einen Stein vom Herzen fallen. Egal was bisher alles vorgefallen ist, zählt für uns gerade nur, dass wir morgen unser Abenteuer und damit das härteste Solarrennen der Welt erfolgreich zu Ende bringen. Zwar liegen noch zwei oder drei Stunden Fahrt vor uns, aber die ausgelassene Stimmung der Ziellinie bahnt sich jetzt schon an. Hoffentlich können wir das auch mit uns nach Adelaide tragen.
Mit ganzer Kraft ins Ziel
Ein letztes Mal machen sich die Teams aus Bochum und Minnesota auf, vom kleinen Rastplatz bei Port Augusta zum großen Ziel in Adelaide. Bei Abfahrt wird wieder mal deutlich, wie penibel die BWSC auf das Verhalten ihrer Teilnehmer blickt. Gestern Abend sind wir eine Minute nach 17 Uhr hier von der Straße gerollt, weswegen wir heute nach acht Uhr noch genau diese eine Minute warten müssen, bevor es wieder losgehen kann. Minnesota war gestern weitere fünf Minuten hinter uns, dementsprechend müssen sie auch jetzt etwas länger warten als wir.
Und dann ab auf die Zieletappe. Die Region hier gehört schon längst nicht mehr zum Outback, auch wenn alles noch sehr ländlich wirkt. Statt über hundert Kilometer auf eine Tankstelle zu warten, fahren wir hier regelmäßig durch kleinere Orte. Unsere Umgebung scheint teilweise landwirtschaftlich geprägt und macht einen viel belebteren Eindruck als die große Leere, die hinter uns liegt. Von den Höhen und Tiefen der letzten Tage ist heute wenig zu spüren; alle sind aufgeregt und freuen sich, in ein paar Stunden endlich an der lang ersehnten Ziellinie anzukommen.
Auch hier holt uns das Schicksal kurz nochmal ein, als auf halber Strecke eines der PCM-Module streikt. Der Fehler ist relativ klein und schnell behoben, erfordert aber dennoch einen kurzen Halt am Straßenrand, bei dem Minnesota an uns vorbeizieht. Ein Stück hinter ihnen schert unser Konvoi auch wieder ein und fährt weiter Richtung Stadt. Minnesota nochmal einzuholen, wird auf dem kurzen Stück schwierig und würde angesichts des immer stärker werdenden Verkehrs wahrscheinlich ohnehin nicht funktionieren.
Schlussspurt durch die Vorstädte
Es wird immer gedrängter auf der Straße. Bald passieren wir die Stadtgrenze von Adelaide und bahnen unseren Weg durch die Vororte in die Innenstadt. Am letzten Checkpoint, vier Kilometer vor der Zieleinfahrt, wird unsere Zeit gestoppt, es ist gerade 11:55 Uhr. Die Überquerung der eigentlichen Ziellinie hat vor allem symbolischen Charakter für die Teams, die dort das Bestehen ihres Abenteuers feiern wollen.
Genau das haben wir vor. Während der thyssenkrupp SunRiser am Checkpoint auf die Freigabe wartet, noch das letzte Stück fahren zu dürfen, machen wir uns auf den Weg zum Victoria Square und warten gespannt auf die Ankunft unseres SolarCars. Immer wieder werfen wir nervöse Blicke auf die große Hauptstraße, die auf den Platz zuführt und über die der tkSR am Ziel ankommen wird.
Irgendwann ist es dann soweit. Es ist unmöglich zu sagen, wie lange wir schon hier stehen, als der tkSR endlich in Sicht ist, denn bei all der Nervosität guckt schon niemand mehr auf die Uhr. Unter lautem Applaus des ganzen Teams kommt unser SolarCar endlich am Ende der Reise an. Als der tkSR schließlich auf dem roten Teppich mitten auf dem Victoria Square zu stehen kommt, kennt unser Jubel keine Grenzen mehr.
Ausgelassen feiern wir noch eine ganze Weile und unser Schlachtruf, das dreifache „Glück Auf!“ hallt über den ganzen Platz. Nach alter SolarCar-Tradition lassen wir es uns auch nicht nehmen, gleich noch zusammen in den hinter dem Ziel gelegenen Brunnen zu springen.
Die Anspannung der letzten Tage, die viele Arbeit und der Stress der vergangenen Wochen und Monate, all das fällt nun mit einem Mal von uns ab. Viele können es noch gar nicht ganz begreifen; die Ersatzmotoren haben uns ganze 3022km durch das Outback getragen. Wir haben es wirklich geschafft. So nah beieinander wie das Feld der Cruiser Class liegt, ist es unmöglich zu sagen, auf welchem Platz wir am Ende landen werden. Aber das interessiert uns gerade wenig. Wichtig ist nur, dass wir nach all den Strapazen die Herausforderung Bridgestone World Solar Challenge bestanden haben. Von 13 gestarteten Cruiser Teams stehen wir nun als eins der Letzten erfolgreich im Ziel.
Eine letzte Prüfung
Ganz vorbei ist es aber noch nicht. Bei der Praktikabilitätswertung müssen wir morgen noch unser Auto der Öffentlichkeit von Adelaide präsentieren. Wie gut wir uns dabei schlagen, werden einige Juroren benoten; die Ergebnisse gehen ebenfalls in unsere Gesamtwertung ein. Sonntag ist dann die endgültige Abschlussveranstaltung, bei der endlich die Platzierungen der Cruiser bekannt gegeben werden.
Und auch die Feierlaune soll natürlich nicht zu kurz kommen. Jetzt, wo der Konkurrenzkampf endgültig hinter uns liegt, werden wir mit allen anderen Teams so oft und so viel wie möglich zusammenkommen, auf unseren Erfolg gemeinsam anstoßen und noch alle gemeinsam ein paar spannende Tage in Adelaide verbringen. Wir freuen uns schon auf die Erlebnisse der nächsten Tage und darauf, die internationale SolarCar Gemeinschaft näher kennenzulernen.